Ein Tag ohne elektrische Geräte
Spätestens durch die Sorge vor dem Blackout im letzten Winter gab es bei vielen Menschen den ein oder anderen Gedanken darüber, wie wichtig Strom für unsere moderne Gesellschaft ist.
Bei mir persönlich hat es dazu geführt, dass ich vermehrt darüber nachgedacht habe, was genau alles in meinem Zuhause davon abhängig ist und wie mich ein Ausfall des Stroms im Alltag beeinflussen würde.
Vielleicht haben Sie sich diese Frage auch schon einmal gestellt.
Ich habe mir den Spaß gemacht und einen Tag verschriftlicht, wie er üblicherweise ablaufen würde - nur eben ohne elektrische Geräte, auf die ich im Falle eines Stromausfalls verzichten müsste.
Zusätzlich habe ich ausgerechnet, wie viele Stromkosten ich einsparen würde und beide Erkenntnisse am Ende in ein Verhältnis gesetzt.
Doch bevor wir mit dem Tagesablauf beginnen, zunächst ein paar statistische Fakten zu Stromausfällen.
Zahlen & Fakten zu Stromausfällen
Die Stromversorgung in Deutschland ist bislang recht gut und wird vor allem in der Langzeitbetrachtung tendenziell besser (mit Ausreißern wie im Jahr 2021).
2021 gab es im gesamten Jahr pro Kopf durchschnittlich 12,7 Minuten Stromunterbrechung.
Das ergibt sich aus der Datenanalyse der Bundesnetzagentur, die durch den SAIDI (System Average Interruption Duration Index) und dem ASIDI (Average System Interruption Duration Index) die Länge der Stromunterbrechung berechnet.
Im Verhältnis zu den rund 526.000 Minuten, die ein Jahr hat, ist das sehr wenig.
Die Länge des Ausfalls pro Kopf unterscheidet sich ein wenig je nach Bundesland. Ganz vorne mit der längsten Zeit liegt Brandenburg, gefolgt von Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Das Bundesland mit der geringsten Minutenanzahl ist Berlin.
Gerade die stärkeren Wetterereignisse können zu Störungen in der Niederspannung führen, aber auch Störungen auf der Mittelspannung sind mögliche Auslöser für die Unterbrechung der Stromversorgung.
Die Wahrscheinlichkeit für einen langanhaltenden Stromausfall ist aber eher gering, meistens sind es kurze Störungen, die schnell wieder behoben werden können.
Da ich berechnen will, wie viel Strom ich durch einen Ausfall meiner elektrischen Geräte spare, habe ich den zuletzt veröffentlichten durchschnittlichen Strompreis herausgesucht.
Der durchschnittliche Strompreis liegt laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW im Jahr 2023 bei 48,12 ct/kWh. Für Endverbraucher, also Haushalte, greift allerdings die Strompreisbremse, weswegen wir in der Regel von 40 ct/kWh ausgehen können.
Diese Zahl fließt in den folgenden Abschnitt mit ein.
Ein Tag ohne elektrische Geräte
Der Handywecker klingelt, Zeit, aufzustehen. Zumindest, wenn man Glück hat und der Handy-Akku noch ausreichend voll ist. Ansonsten fällt der Wecker weg, was mich ganz einfach verschlafen lassen würde (wenn da nicht meine Kinder wären, die mich in jedem Fall irgendwann wecken).
- Kosten für Laden des Handys (ein Ladegang): 0,8 Cent + 0,29 Cent Standby
Während des Aufstehens und ins Bad Huschens kann ich keines der Lichter anmachen, was aber glücklicherweise schon durch das Tageslicht, das durch die Fenster scheint, ausgeglichen wird.
- Kosten für Licht (7 Räume, 7 Stunden Beleuchtung): 4,51 Cent pro Tag (ca. 0,64 Cent für einen Raum)
Nun schnell unter die Dusche - hier wartet direkt der nächste Schock auf mich: Nur kaltes Wasser. Aber immerhin: Danach ist man so richtig wach. Abtrocknen und Anziehen geht glücklicherweise ohne Elektronik.
- Kosten für warme Dusche (7 Minuten): 140 Cent (also 1,40 €)
Auf zum Frühstück - auch hier lassen die Einschränkungen nicht lange auf sich warten. Ich kann mir weder einen Tee noch einen Kaffee machen, da ich das Wasser nicht erhitzen kann.
- Kosten beim Wasser aufkochen (ein Durchgang): 2,4 Cent
Zudem fällt mir auf, dass der Kühlschrank nicht mehr kühlt, dieser ist schließlich ebenfalls an den Strom angeschlossen. Also die ganzen Sachen rausholen und möglichst viel davon verbrauchen. Mit Wasser und diversen Lebensmitteln ausgestattet frühstückt meine Familie.
- Kosten für Kühlschrank mit Gefriertruhe (pro Tag): 24 Cent
Ich bringe die Kinder nach dem Frühstück zu Fuß in den Kindergarten, normalerweise fahren wir mit dem E-Bike. Da der Kindergarten nicht allzu weit weg ist, ist das kein Problem, ansonsten hätten wir auf das Auto umsteigen müssen.
- Kosten für das Laden eines E-Bikes (pro Ladevorgang): 39,2 Cent
Dann geht es wieder nach Hause, heute ist eigentlich Homeoffice angesagt. Problem: Das Internet geht nicht, da der Router ja ebenfalls mit Strom betrieben wird, ich kann also höchstens auf das Datenvolumen von meinem Handy zurückgreifen und den Laptop auch für Offline-Arbeiten nur maximal so lange nutzen, bis er keinen Saft mehr hat.
- Kosten für WLAN-Router (24 Stunden): 0,4 Cent + 7,68 Cent Standby
- Kosten für Laden des Laptops (8 Stunden): 2,8 Cent + 0,04 Standby pro Tag
Ein paar Anrufe kann ich erledigen, der Rest ist fast ausschließlich online. Ich beschließe, einen Tag frei zu nehmen und mich anderen Aufgaben zu widmen.
Staubsaugen wäre eine sinnvolle Angelegenheit - ist aber nicht möglich.
- Kosten Staubsaugen (30 Minuten): 18 Cent
Etwas kochen? Auch nicht möglich.
- Kosten für Herd (1 Stunde): 40 Cent
Nebenher etwas im Backofen aufbacken? Ebenfalls nicht.
- Kosten für Backofen (eine halbe Stunde bei 200 Grad Celsius): 60 Cent
Zumindest Musik hören? Das könnte ich nur über mein Handy, solange es noch Akku hat, nicht über die mit dem Strom verbundene Stereoanlage.
- Kosten für Stereoanlage (2 Stunden): 2,89 Cent + 14,4 Cent Standby pro Tag
Genauso wenig kann ich eine Serie gucken.
- Kosten für Streaming (2 Stunden): 24 Cent
Waschen und den Trockner benutzen geht ebenfalls nicht.
- Kosten für die Waschmaschine (ein Waschgang): 28 Cent + 2,88 Cent Standby pro Tag
- Kosten für den Trockner (ein Durchgang): 100 Cent, also 1 €
Was mir bleibt, sind händische Dinge - Zettel und Stift, Bücher, Sport und mechanische Reinigungsarbeiten im Haus. Ich kann mich draußen in die Sonne setzen, kalte Speisen genießen und nachdenken.
Später hole ich die Kinder wieder ab, wir besorgen unterwegs warmes Essen. Danach steht zusammen spielen und aus Büchern vorlesen an, schließlich gehen wir zusammen ein Stück spazieren. Gegen späten Nachmittag gibt es ein kaltes Abendessen. Nach diesem werden die Kinder ins Bett gebracht. Kein Fernsehen zu Abend.
- Kosten für den Fernseher (eine Stunde Fernsehen): 4 Cent + 13,44 Cent Standby
Je später es wird, desto dunkler wird es natürlich. Ohne Licht ist es schon ganz schön schwierig, stelle ich fest. Vor allem die Abendgestaltung erweist sich als sehr eingeschränkt - die ganzen elektronischen Geräte funktionieren ja nicht, aber auch das Lesen wird nur mit Kerzen als Beleuchtungsmittel immer schwieriger.
Ich unterhalte mich mit meiner Frau, es ist sehr ruhig und dunkel. Tatsächlich kommt aber schneller als sonst die Müdigkeit - geschuldet dem Umstand, dass ich nicht wie sonst dem blauen Licht der Bildschirme ausgesetzt bin und es generell deutlich dunkler ist. Mein Handy ist nämlich seit einer Weile vollständig leer und ich kann nicht mal mehr über das mobile Netz irgendwelche Sachen tun. Eigentlich wollte sich noch ein Freund melden, das wird wohl heute nichts mehr.
Man ist in jedem Fall sehr viel mehr mit sich selbst und seinen Gedanken beschäftigt. Nach einer Weile mache ich mich bettfertig, gehe ins Bett und schließe so den Tag ohne elektrische Geräte ab.
Das Resümee
Wie im vorletzten Satz erwähnt, bietet so ein Tag ohne elektrische Geräte die Chance, sich mal wieder mehr auf sich selbst zu konzentrieren, was sicherlich manchmal im Alltag untergeht.
Das ist für einen Tag (oder für eine Zeit als bewusster Detox) sicherlich keine schlechte Idee.
Jedoch den Alltag ohne elektrische Geräte und Strom zu verbringen, erweist sich als kaum machbar. Meine Arbeit hängt nahezu zu 100 % vom Zugang zum Internet ab, was ohne Strom nicht funktioniert. Das kann sich natürlich nach Berufsgruppe unterscheiden, jedoch werden in den meisten Berufen zumindest zu einem gewissen Teil das Internet oder andere elektrische Geräte gebraucht.
Auch der Kontakt zu Menschen, die sich nicht in meinem physischen Umfeld befinden, ist enorm erschwert. Solange das Handy noch aufgeladen ist, kann man Menschen anrufen oder das mobile Datennetz nutzen, aber wenn das wegfällt, wird es schon schwierig.
Und natürlich fallen ganz grundlegende wichtige Sachen wie Kochen oder das Kühlen durch den Kühlschrank weg. Im Notfall kann man sich natürlich auch anderweitig ernähren, es wäre dennoch eine enorme Einschränkung.
Aber wie sieht es denn eigentlich kostentechnisch aus?
Wenn ich alle Zahlen addiere, kostet ein normaler Tag mit elektrischen Geräten etwa 529,214 Cent, also 5,29 € für einen Tag.
Auf ein Jahr gerechnet sind das circa 1.930,85 €.
Das ist nicht wenig. Dennoch ist letztlich mein Resümee, dass die Alternative keine wirkliche Alternative darstellt. Ich nehme allerdings einen bewussteren Umgang und Dankbarkeit für die ganzen kleinen Luxusgüter mit, die wir ganz selbstverständlich jeden Tag nutzen können.
Außerdem ist es eine weitere Erkenntnis, dass sich das Vermeiden des Standby-Modus lohnt. Denn pro Tag sind das immerhin 41,13 Cent, aufs Jahr gerechnet also 149,65 €.
Auch wenn der Standby-Modus nur einen kleinen Teil der gesamten Kosten ausmacht, so ist es doch ein Faktor, mit dem man die Stromkosten ein wenig senken kann.
So viel zu mir - wie sieht es bei Ihnen aus? Auf welches elektronische Gerät könnten Sie am wenigsten verzichten?
Ich bin gespannt.