Polestar 2: Mit dem Polarstern durch den Harz
#nutzermeinung
Schnee und Eis sind der Härtetest für jedes Elektroauto. Dabei bleibt der Polestar 2 auf schneebedeckten Kurven im Harz stets in der Spur. Winterreifen, Stabilisierungsprogramm, Allradantrieb und eine gleichmäßige Gewichtsverteilung auf beiden Achsen sorgen für sicheren Halt. Ich wollte das Heck in den Serpentinen immer wieder ausbrechen lassen, doch ich scheitere.
Was Sie in diesem Artikel erwartet
- Motorsport-Erbe der Marke Polestar
- Android Automotive als Betriebssystem
- CO2-Break Even bei 50.000 km
Ursprung im Motorsport
Der Härtetest bezieht sich auf den Energieverbrauch. Im norddeutschen Mittelgebirge fegt ein eisiger Wind bei Minusgraden. Der Batterie und mir ist kalt, wir müssen gewärmt werden. Die Heizleistung und meine sportliche Fahrweise ziehen kräftig an der Batteriekapazität von 78 kWh. Die beiden E-Motoren im Polestar 2 bieten 300 kW Leistung und 660 Nm Drehmoment. In 4,7 Sekunden ist die elektrische Limousine aus dem Stand auf 100 km/h. Höchstgeschwindigkeit ist 205 km/h. Dabei limitiert Volvo seine Modelle bei 180 km/h. Die Marke Polestar wurde 2017 von Volvo und der chinesischen Geely Holding gegründet. Das sportliche Erbe der Marke geht zurück auf das schwedische Motorsportteam "Polestar". Die verantworten auch die Performance-Modelle von Volvo. Heute steht die Marke mit dem Polestar 1 (Hybrid) und Polestar 2 für Elektromobilität. Der Polarstern ist der hellste Stern im Sternbild "Kleiner Wagen" – wenn das nicht passt.
Abb: Mit dem Performance-Paket kommen Gurte in "schwedisch Gold"
Mit Android unterwegs
Bei der Navigation durch den Harz verlasse ich mich nicht auf Sterne, die ich durch das Glasdach gut erkennen könnte. Ich nutze Google Maps. Der Vorteil: Das Navi kennt meine persönlichen Favoriten, jeden Laden und alle Restaurants. Die Verkehrsdaten in Echtzeit sind hilfreich und bei der Routenplanung berücksichtigt das System Ladepunkte. Dabei zeigt es deren Leistung sowie Belegung an.
Über den Google Assistenten sage ich mein Ziel als auch meine Wunschtemperatur für die Klimaanlage. Auch Sitz- und Lenkradheizung aktiviere ich per Sprache. Polestar gehört zu den ersten Herstellern, die Android Automotive einsetzen. Es ist ein Betriebssystem für Infotainmentsysteme im Auto. Es gibt auch einen Play Store, aus dem ich weitere Apps auswählen kann. Das sind vor allem Audio-Apps, aber auch Easy Park, damit bezahle ich die Parkgebühren am Straßenrand. Die Online-Dienste sind enorm praktisch und für die ersten drei Jahre im Preis enthalten. Mein Smartphone liegt derweil im Ablagefach, wo es induktiv geladen wird. Vorn und hinten sind jeweils zwei USB-C-Anschlüsse. Auch die beiden hinteren Sitze verfügen über Sitzheizung. In der Mitte der Rückbank ist eine ausklappbare Armlehne mit Becherhaltern. Öffne ich zusätzlich eine Klappe im Kofferraum, hätte ich heute meine Skier mit in die Berge nehmen können.
Auf Wunsch gibt es eine ausklappbare Anhängerkupplung (1.072 Euro) mit 1.500 kg Anhängelast. Die mitgelieferten Ladekabel (Typ 2 / Schuko) verstaue ich nicht unter dem Kofferraumboden, sondern nutze den Stauraum unter der Fronthaube. Am Wechselstromanschluss lädt der Polestar 2 dreiphasig mit 11 kW. An der Schnellladesäule schafft er bis zu 150 kW. Somit ist eine leere Batterie in 40 Minuten wieder auf 80 Prozent. Im Test kam ich aber nicht über 135 kW.
Abb: Durch Vereisung von Heck als auch Front verweigerten einige Sensoren ihren Dienst
Ausgeglichener CO2-Rucksack
Über das Touch-Display (11,15 Zoll) in der Mitte steuere ich Assistenzfunktionen wie Abstandstempomat, Kollisionswarner und Verkehrsschilderkennung. Unter dem Bildschirm liegt ein elegant geformte Gangwahlhebel (Automatik), in dem ein stilisierter Polarstern leuchtet. Auch im Glasdach spiegelt sich ein leuchtender Stern. Die vegane Ausstattung mit viele Gewebeoberflächen sorgt für eine behagliche Atmosphäre.
Hier spiegelt sich wider, dass Polestar-Chef Thomas Ingenlath von Hause aus Designer ist. Der Deutsche plädiert für Offenheit bei allen Herstellern in Sachen CO2. Während ein E-Auto bei der Fahrt kein Kohlendioxid emittiert, startet es durch Herstellung und Transport mit einem so genannten CO2-Rucksack. Der liegt bei 24 Tonnen, wenn der Polestar 2 die Fabrik im chinesischen Luqiao verlässt. Hinzu kommt der Transport nach Europa. Rechnerisch stößt der Polestar 2 nach 50.000 gefahrenen Kilometern weniger schädliches CO2 aus als ein Volvo XC 40 mit Verbrennungsmotor.
Abb: Das Panorama-Glasdach schafft eine angenehme Atmosphäre für alle Mitfahrer
Hoher Verbrauch im Winter
Preislich startet der Polestar 2 bei 57.900 Euro. Eine Wunschfarbe kostet 1.000 Euro und das Performance-Paket wird für 5.849 Euro angeboten. Es ändert nichts an der Leistung, bietet aber sportlichere Bremsen, Stoßdämpfer sowie Sicherheitsgurte in "schwedisch Gold". Der Wagen ist qualifiziert für 7.500 Euro Umweltbonus. Für die Zukunft ist der Polestar 3 als SUV geplant und mit dem Precept hat die Marke ihre Vision eines elektrischen Sportwagens vorgestellt.
Bleibt noch der Energieverbrauch meiner winterlichen Testfahrt. Während der Woche habe ich rund 1.000 Kilometer mit dem Polestar 2 absolviert. Mein Energieverbrauch für 100 km liegt bei 29 kWh. Bedenkt man, dass einem 75 kWh zur Verfügung stehen, sind im Winter nur 260 km mit einer Batterieladung möglich. Etwas enttäuschend, wenn in der Broschüre 470 km stehen. Aber für das Gewicht, die Außentemperaturen und meine Fahrweise überrascht dieser Wert keineswegs.
Technische Daten
Antrieb: |
Allrad / Ein-Gang-Getriebe |
Motorleistung: |
300 kw / 408 PS |
Beschleunigung: |
4,7 Sek |
Höchstgeschwindigkeit: |
205 km/h |
Drehmoment: |
660 Nm |
Batteriekapazität: (brutto/netto): |
78 kWh / 75 kWh |
Ladeleistung AC / DC: |
11/150 kW |
Reichweite (WLTP): |
470 km |
Verbrauch pro 100 km: |
22,6 kWh Sommer / 29,0 kWh Winter |
cW-Wert: |
0,28 |
Gewicht: |
2.123 kg |
Maße L, B, H: |
4.606, 1.985, 1.479 mm |
Radstand: |
2.735 mm |
Stauraum vorn / hinten: |
35 / 405 l (bei umgeklappter Rückbank 1.095 l) |