Mein Rückblick: Vier Jahre mit der Renault Zoe
#nutzermeinung
Die Renault Zoe zählt zu den beliebtesten Elektroautos in Deutschland. Und auch 2020 wird es mit rund 30.000 Zulassungen wieder einen der vorderen Plätze in den Top Ten belegen. DIE Renault Zoe werden Sie fragen. Ja, denn viele Nutzer*innen kennen die kleinen Macken, die die ersten Modelle mit sich brachten, insbesondere was das Laden angeht. Schnell kam der Begriff „Ladezicke“ auf. Seitdem ist die Renault Zoe weiblich – was keinesfalls abwertend gemeint ist, denn die Zoe war und ist auch für uns zu einer liebevollen und zuverlässigen Begleiterin des täglichen Lebens geworden. Was wir an ihr lieben und was nicht, darüber will ich berichten.
Die Zoe ist nicht unser erstes Elektroauto. Vor ihr gab es einen CityEl, eine Art elektrischen Kabinenroller, einen elektrischen Smart und einen Peugeot iON. Die Zoe löste Anfang 2012 den iON ab, der uns fünf Jahre treue Dienste erwiesen und uns nie im Stich gelassen hat. Doch Peugeot wollte uns den Wagen nach Ende des Leasingvertrages nicht verkaufen. Es musste Ersatz her und die Wahl fiel schnell auf die Zoe – eine so große Auswahl wie heute gab es noch nicht. Alternativ hätte ein Tesla Model S – für uns viel zu teuer – und ein Nissan Leaf zur Wahl gestanden. Doch die Zoe war schnell verfügbar und kam just zur richtigen Zeit mit dem großen 41 kWh-Akku. Die damalige Kaufprämie von 4.000 Euro machte es uns leichter. Ende Januar konnte wir unsere Zoe übernehmen.
Was hat uns zur Zoe gebracht?
Es waren drei Dinge, die kein anderes Elektroauto vereint bieten konnte. Erstens die schnelle Ladegeschwindigkeit an privaten und öffentlichen Ladestationen mit bis zu 22 kW. Damals gab es überwiegend zeitbasierte Ladetarife, da war Zeit Geld. Und bis heute ist das schnelle Laden an Wechselstrom ein Alleinstellungsmerkmal der Zoe. Als zweites die serienmäßige Wärmepumpe, die im Winter weniger Strom verbraucht, um den Innenraum zu heizen. Dies hat sich weniger stark als erwartet bemerkbar gemacht, dennoch ein aus meiner Sicht wichtiges Feature. Im Elektroauto ist Effizienz nach wie vor ein Thema, insbesondere für alle, die viel und weit fahren. Und drittens der große Akku für Reichweiten bis zu 400 km. Damals ein Novum, das schnell dazu führte, dass wir das Thema „Laden“ fast schon aus den Augen verloren. Geladen wird schon lange nicht mehr jeden Tag, im Alltag reicht eine „Füllung“ nicht selten eine ganze Woche.
Abb: Julian Affeldt in seiner Renault Zoe
Renault Zoe auf der Langstrecke
Die erste lange Fahrt ging von Berlin nach Usedom. Wie sich herausstellen sollte, für die Zoe kein Problem und ohne Zwischenladung war die Strecke ruck-zuck geschafft. Vor Ort konnte schnell nachgeladen werden – wie im Paradies. Unsere Zoe hat noch keinen DC-Schnellladeanschluss. Doch das Laden an Wechselstromanschlüssen hat auch seine Tücken – bis heute und bis zu den neuesten Modellen: Denn mit fallenden Außentemperaturen sinkt die Ladegeschwindigkeit rapide. Um und unter Null Grad tröpfelt der Strom nur noch in den Akku – von den 22 kW Ladeleistung keine Spur. Auch bei den neuen Modellen mit DC-Schnellladeanschluss muss man damit rechnen. Zwar hat die Zoe eine Batterieheizung, die springt aber erst bei sehr niedrigen Temperaturen weit unter Null Grad an. Hier müsste Renault nachbessern. Ein Softwareupdate hatte für etwas Besserung gesorgt.
Auch mit dem Geradeauslauf hat(te) unsere Zoe ihre Probleme und das Lenkrad war nicht korrekt eingestellt. Bis heute hat es keine Renault-Werkstatt geschafft, dies optimal einzustellen. Also doch Lade- und Lenkradzicke? Andere Nutzer*innen können unser Geradeauslauf- und Lenkradproblem nicht bestätigen. Mit dem aktuellen Modell hat Renault sehr viel an der Zoe überarbeitet, dies ist sicher verbessert worden. Auch mutet das Innenleben unserer Zoe im Vergleich zum aktuellen Modell etwas altbacken an. Der Wagen tut aber brav seine Pflicht. Es kam zu keinem einzigen Softwareproblem und keinerlei Ausfall irgendeines Systems. Auch klappert und knarzt nach rund 50.000 km nichts. Nach der Übergabe musste jedoch eine knackende Stelle an der Heckklappe aufwändig nachgearbeitet werden. Nun gut, vergessen und verziehen.
Die ganze Familie fährt Zoe
In den letzten vier Jahren haben unsere beiden Kinder ihre Führerscheine erhalten und fahren seitdem auch viel mit der Zoe in und um Berlin. Im Großstadtgetümmel zeigt sie sich agil und übersichtlich – Dank der hohen Sitzposition. Auch der Kofferraum schluckt Einiges. Hund und Familie fühlen sich rundum wohl und sicher. Von den oben angesprochenen Ladeproblemen, die die ganz frühen Zoes hatten (es kam immer wieder zu nicht nachvollziehbaren Ladeabbrüchen), keine Spur. Egal ob klirrende Kälte oder große Hitze, die Zoe lädt – mal schneller, mal langsamer.
Höllenlärm bei Nacht
Im Winter lädt sie spürbar langsamer, ok, daran gewöhnt man sich. Angesichts des großen Akkus ist das kein echtes, mehr ein gefühltes Problem. Im Winter wird der Akku auf längeren Strecken warm und dann lädt sie auch wieder schneller. 22 kW im Winter haben wir aber nie erlebt.
Wäre noch die Heizung zu erwähnen. Hier hat Renault etwas geschlampt, denn die Temperaturwerte auf dem Einstellrad werden so nicht erreicht – vor allem nicht im Eco-Modus und niedrigen Außentemperaturen. Hier muss man den Regler schon 4 bis 6 Grad höher einstellen und ggf. auf den Eco-Modus verzichten, wenn man es kuschelig warm haben will. Dafür entfernt die Vorheizfunktion zuverlässig Eis von den Scheiben und das in Minutenschnelle. Während andere noch kratzen, fahre ich mit freien Scheiben vom Hof. Aber Achtung: Die Heizung ist laut. Wer sich Ärger mit seinen direkten Nachbarn ersparen will, heizt und lädt nicht mitten in der Nacht. Denn auch beim Laden im Winter springt gerne mal der Ventilator für längere Zeit an und macht einen Höllenlärm. Nicht gut in dicht besiedelten Gebieten.
Sparsam im Verbrauch
Und der Verbrauch? Ich zähle mich zu den entspannten Menschen und so fahre ich auch, eher dahingleiten als voranpreschen. Auf Sommerreifen kann man 10 kWh/100 km erreichen, im Winter sind es eher 15 bis 17 kW/100 km. Und: Die Zoe mag es nicht schnell. Über 80 km/h steigt der Verbrauch merklich an. Schon bei 100 bis 120 km/h liegt er locker bei 18 bis 20 kWh/100 km. Andere begnügen sich bei diesem Tempo mit 14 bis 16 kWh/100 km. Die Autobahnreichweite liegt dann bei rund 180 bis 200 km. Dafür haben wir im Sommer mal über 400 km geschafft.
So ist sie eben, unsere Zoe, eben doch eine kleine, aber liebenswerte Zicke … Wir werden dich vermissen! Neu oder gebraucht, auf jeden Fall ein Tipp.