Was ist der Unterschied zwischen Schnelllade- und HPC-Ladesäulen?
#nutzermeinung
Eigentlich kann dieser Beitrag sehr kurz ausfallen: Es ist nur ein anderer Name für die gleiche Sache. Aber wie es in der Praxis häufig ist, die Sache ist etwas komplexer. Der wesentliche Unterschied zwischen Schnellladesäulen und HPC-Ladern ist die Ladeleistung und damit die Zeit, die man als Fahrer eines Elektroautos an der Ladesäule verbringt.
In den frühen Tagen der Elektromobilität installierten Betreiber Schnellladesäulen, die mit bis zu 50 Kilowatt Gleichstrom laden. Das ist viel, meist mehr als die ersten Elektroautos aufnehmen konnten. Bei der Auswahl sind die Ladebetreiber auf den Stand der Technik bei den Herstellern der Säulen angewiesen. Die Hardware stammt von unterschiedlichen Anbietern wie beispielsweise dem Schweizer Unternehmen ABB, der portugiesischen Marke Efacec oder dem australischen Hersteller Tritium. Natürlich gibt es noch weitere Hersteller, doch auf die Schnellladesäulen dieser drei Unternehmen stoße ich bei meinen Touren am häufigsten.
Auslaufmodell CHAdeMO
Zu Beginn liefern diese drei meist Triple-Charger, die einen CCS- und einen CHAdeMO-Schnellladestecker sowie einen Typ2-Stecker für normales Laden zur Auswahl haben.
Ein Wort zu CHAdeMO: Dieser Stecker-Standard stammt aus Japan. Er wurde von der japanisch-französischen Fahrzeugallianz Nissan-Renault nach Europa gebracht. Der Nissan Leaf lädt beispielsweise mit einem CHAdeMO-Stecker. Doch der Nachfolger, der Nissan Ariya, kommt mit einem CCS-Anschluss nach Europa. Aufgrund der geringen Zahl an Fahrzeugen mit CHAdeMO-Anschluss dürfte dieser Stecker langsam, aber sicher bei der Aufrüstung von Ladepunkten verschwinden.
Laden mit bis 350 kW
Das sieht man schon heute bei vielen HPC-Standorten. Hier setzt man ausschließlich auf CCS. Das Akronym HPC steht übrigens für High Power Charging. Das könnte man als "Schnellladen" übersetzen. Doch die Anbieter wollen mit HPC deutlich machen, hier wird mit mehr als 50 kW geladen. HPC-Standorte werben mit Leistungen bis zu 350 kW. Das kann aktuell kein Elektroauto auf dem deutschen Markt nutzen. Der Audi e-tron lädt mit 150 kW, der Mercedes-Benz EQC mit 110 kW und den Volkswagen ID3 kann man optional mit bis zu 100 kW Ladeleistung bekommen.
100 km Reichweite in 5 Minuten
Der Porsche Taycan ist mit bis zu 270 kW aktuell das am schnellsten ladende Elektroauto in Deutschland. In fünf Minuten wird ausreichend Energie für 100 km Fahrleistung geladen. HPC-Säulen reduzieren also die Ladezeit. Von daher haben Ladesäulenbetreiber ein Interesse am Aufrüsten ihrer Standorte. Je schneller eine Säule lädt, umso mehr Fahrzeuge können pro Tag laden. Wenn Elektroautos in Massen auf den Straßen unterwegs sind, wird das von großer Bedeutung sein.
Man findet aber auch weitere Abstufungen bei HPC-Säulen wie 150, 175 und 300 kW an den unterschiedlichen Standorten. Das richtet sich nach dem jeweiligen Modell der Ladesäule sowie dem Netzanschluss. Schnellladepunkte benötigen einen Anschluss an das Mittelspannungsnetz sowie einen Transformator, der ausreichend Wechselstrom in Gleichstrom umwandelt.
Tesla Supercharger mit bis zu 250 kW
Die technische Entwicklung ist bei Tesla übrigens ähnlich. Auch dort werden die Supercharger immer leistungsfähiger. Derzeit wird die dritte Generation (V3) an Supercharger-Standorten installiert. Sie nutzen CCS-Stecker und laden mit bis zu 250 Kilowatt. Allerdings können das bislang nur die Tesla Model 3 (Long Range) nutzen.
Wenn eines Tages Elektroautos das Maximum der HPC-Ladesäulen von 350 kW nutzen, dauert der Ladestopp tatsächlich nicht mehr länger als der klassische Tankstopp.