Volvo XC40 Recharge: Alte Kleider, bewährte Technik

05.03.2021

#nutzermeinung

Seit 2018 rollt der Volvo XC40 bereits als Verbrenner in im belgischen Gent vom Band und nun kommt er als vollelektrisches Modell auf den Markt. Vollständig heisst er dann Volvo XC40 Recharge P8 Pure Electric. Der etwas holprige Name offenbart neben der Herkunft eben auch, dass es sich um einen vollelektrischen Boliden mit permanenten Allradantrieb mit 408 PS handelt.


Was Sie in dieser Folge erwartet:


  • Das Polestar Erbe bei Volvo

  • Mehr als nur ein umgebauter Verbrenner

  • Ohne Reichweitenanzeige auf grosser Fahrt


Das Polestar-Erbe bei Volvo

Beim XC40 Recharge setzt Volvo auf bewährte Technik von Polestar. Polestar ist die 2017 von Volvo und der Geely Holding gegründete Sportmarke und ist angelehnt an das schwedische Motorsportteam Polestar. Beim XC40 bedient man sich dabei nicht nur kleinerer Einzelteile. Stattdessen ist der XC40 technisch ein Polestar 2 im SUV-Gewand.

Mit seinen 660 Nm Drehmoment beschleunigt der 408 PS starke XC40 mit seiner 78 kWh grossen Batterie in 4,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Werte sind dabei weitestgehend identisch mit denen des Polestar 2 und einzig seine kantigere Bauform bedarf 0,3 Sekunden mehr als sein Bruder vom Polarstern. Der, vom Hersteller angegebene, Verbrauch von durchschnittlich 25 kWh/100km liegt beim XC40 deutlich höher als bei seinem Konzern-Pendant und kommt mit gleicher Technik nur auf knapp 400 Kilometer Reichweite nach WLTP Zyklus.



Abb: Das Infotainmentsystem nutzt Android Automotive als Betriebssystem (Foto: Steve Dumke)


Hilfe für den Fahrer

Darüber hinaus verfügt der XC40 über Volvos neues ADAS (Advanced Driver Assistent System), das mit Kameras, Radar und Ultraschallsensoren Volvo auf dem Weg zum autonomen Fahren vorbereitet. Wie sehr das System bereits im Alltag aktiv mitwirkt, merkt man an der intelligenten Energierückgewinnung. Die Kameras erfassen permanent den umliegenden Verkehr und steuern die Rekuperation entsprechend so, dass der Volvo hinter den anderen Fahrzeugen an einer Ampel zum Stehen kommt. Ganz gleich, ob man 30 km/h fährt und die Fahrzeuge 50 Meter entfernt sind oder 50 km/h und auf 60 Meter Entfernung.

Die Energierückgewinnung funktioniert beim XC40 ebenso automatisch und ohne dass der Fahrer etwas davon mitbekommt. So ist es egal, ob der Akku voll oder fast leer ist. Die Bremsleistung ist immer gleich. Sollte der Akku voll sein und eine Energierückgewinnung nicht möglich sein, dann nimmt der Volvo voll automatisch die Bremsen hinzu. Für den Fahrer verändert sich am Fahrverhalten nichts.

 

Mehr als ein umgebauter Verbrenner

Dass eine Verbrennerplattform für ein Elektrofahrzeug nicht immer schlecht sein muss, zeigt sich speziell an der Positionierung der Batterie. Diese ist beim XC40 T-Förmig im Unterboden angeordnet und nutzt somit optimal den freien und ungenutzten Bauraum des Mitteltunnels.

Für die Insassen gibt es nur zwei kleine Unterschiede zum Verbrenner. Der XC40 Recharge fährt, wie auch der Polestar 2, mit Android Automotive. Das bedeutet das Infotainmentsystem als auch die Klimatisierung lassen sich über das Android Betriebssystem von Google steuern. Somit gibt es auch einen Play-Store über den man diverse Apps herunterladen kann. Auf diesem Weg kann die Funktionen seines Volvos erweitern. Die meisten Funktionen von Navigation über Klimaeinstellungen werden per Google Assist einfach per Sprache eingegeben. 

Apple Nutzer brauchen jetzt aber keine Angst zu bekommen. Der Volvo XC40 Recharge verfügt Serienmässig auch über Apple CarPlay.



Abb: Der Volvo XC40 schafft rund 400 km mit einer Batterieladung (Foto: Steve Dumke)


Platz fürs Ladekabel unter der Fronthaube

Der XC40 verfügt zudem über einen 32 Liter fassenden Frunk. Das ist ein Kunstwort aus Front und Trunk für den Frontkofferraum. Richtig, der XC40 bietet unter der Motorhaube, welche in seinem Fall keine Motorhaube mehr ist, sondern eher die gesamte Ladetechnik unter sich beherbergt einen zusätzlichen Stauraum der optimal für Ladekabel genutzt werden kann. So bleibt der Kofferraum im Heck mit seinen 412 Litern stets aufgeräumt.

Seine Kraft bezieht der XC40 aus zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse die jeweils 150 kW, 204 PS Leistung bieten. Ab Mitte 2021 soll es dann auch den XC40 Recharge P4 Pure Electric mit nur einem 204 PS starken Motor an der Vorderachse geben.

Hier offenbart sich auch ein Teil des holprigen Namens. Während alle elektrisch aufladbaren Modelle bei Volvo den Beinamen „Recharge“ tragen, bekommt jeder Volvo noch gemäß seinem Antrieb einen Buchstaben gefolgt von einer Zahl entsprechend seiner Zylinder. Steht T noch für Turbobenziner und D für Diesel, so kommt marktunüblich nun kein E für Elektro, sondern ein P für „Pure Electric“. Während bei Diesel und Benziner die nachfolgenden Zahlen noch die Zylinderanzahl beschrieb, orientiert man sich beim Elektro für die Zahlenfindung an der Batteriekapazität (78 kWh aufgerundet).



Abb: Der Kompakt-SUV bietet ausreichend Raum auf der Rückbank, nur der Tunnel im Bodenraum stört ein wenig (Foto: Steve Dumke)

 

Ohne Reichweitenanzeige auf grosser Fahrt

Ein neuer Gedankengang von Volvo ist es, dem Fahrer seiner Elektromodelle die Angst vor schwankenden Reichweite zu nehmen. Deshalb zeigt der Volvo erst unter 20 Prozent Akkustand eine Restreichweite an. Davor muss man sich rein mit Prozenten begnügen. Wer es doch wissen will, fragt den Sprachassistenten um die Restreichweite. Die freundliche Dame nennt dann eine Kilometerzahl.

Volvo meint dazu, dass die Berechnung der Restreichweite von so vielen Faktoren abhängig ist, dass ein Fahrer an seinem Fahrprofil sich mit Prozenten besser orientieren kann als würde er ständig steigende und sinkende Restreichweiten beobachten. Seine verbleibende Reichweite kann der XC40 dann mit bis zu 150 kW Gleichstrom in 40 Minuten von 20 auf 90 Prozent auffrischen. An der heimischen Wallbox geht es dann mit Wechselstrom und bis zu 11 kW in 8 bis 10 Stunden wieder zum vollen Akku.


Sicherheit an erster Stelle

Wie alle Volvo Fahrzeuge ist auch der XC40 Recharge bei 180 km/h abgeregelt. Dies begründet sich bei Volvo allerdings nicht im elektrischen Antrieb und hohem Verbrauch. Bereits vor der Einführung des Dreipunkt-Gurtes war bei Volvo Sicherheit ein großes Thema. Assar Gabrielsson und Gustaf Larson legten bei der Gründung der Marke im Jahr 1927 fest, dass die Sicherheit der Insassen bei der Entwicklung neuer Fahrzeuge stets an erster Stelle stehen müsste.

Aus diesem Grund limitiert Volvo alle seine Fahrzeuge auf eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h. Egal ob Verbrenner oder Elektro. Angesichts dessen, dass neben Deutschland kaum ein Land auf der Erde noch kein striktes Tempolimit besitzt, hat man sich bei Volvo über Unfallstatistiken und Reaktionsfähigkeit von Fahrern informiert und ist zu dieser Höchstgeschwindigkeit gelangt. 



Abb: Ladeanzeige im Volvo XC40 P8 Recharge (Foto: Steve Dumke)



Dieser Blogartikel spiegelt die Meinung eines unabhängigen Community-Mitglieds wieder. Er beinhaltet keine offizielle E.ON Position oder Meinung.

12 Kommentare
2021-03-05T11:55:02Z
Freitag, 05.03.2021 um 12:55 Uhr
Kleiner Nachtrag: Inzwischen wurde von Volvo der C40 vorgestellt der dem XC40 nahezu identisch ist und sich lediglich im Heck unterscheidet. So verfügt der C40 über ein Fließheck. 

Sein Kofferraumvolumen ist gleichbleibend, da hier ab der Fensterkante gemessen wird.

Der Verbrauch des C40 dürfte im Vergleich zu seinem kantigerem Pendant etwas niedriger sein wegen der besseren Aerodynamik. In Summe wird dies aber lediglich 20-30 Kilometer mehr Reichweite ausmachen.

2021-04-30T11:39:44Z
Freitag, 30.04.2021 um 13:39 Uhr

Restreichenangabe erst bei unter 20% bzw wenn dann nur auf Nachfrage? Interessant. Mich würde interessieren was ihr als erfahrene Elektrofahrer von diesem Ansatz haltet?


2021-04-30T12:01:22Z
Freitag, 30.04.2021 um 14:01 Uhr
Tomlob:

Restreichenangabe erst bei unter 20% bzw wenn dann nur auf Nachfrage? Interessant. Mich würde interessieren was ihr als erfahrene Elektrofahrer von diesem Ansatz haltet?



Da die Reichweitenberechnung auf so viele Faktoren beruht und unfassbar komplex ist, fahre ich sowieso viel lieber nach Prozentanzeige.
Denn wenn ich die letzten Tage innerstädtisch unterwegs war und nun über die Autobahn fahren möchte, kann ich die Reichweitenangabe sowieso nicht ernst nehmen.
Wer sein Fahrzeughersteller kennt weiß wie weit er unter den jeweiligen Bedingungen mit x Prozent kommt. Es hängt ja auch immer noch vom Fahrstil ab.
2021-04-30T13:25:23Z
Freitag, 30.04.2021 um 15:25 Uhr
Tomlob:

Restreichenangabe erst bei unter 20% bzw wenn dann nur auf Nachfrage? Interessant. Mich würde interessieren was ihr als erfahrene Elektrofahrer von diesem Ansatz haltet?



Ich habe die Kilometer-Anzeige während meiner Testfahrt mit dem XC40 nicht vermisst. Überhaupt nicht. Ich weiß ja, wenn es wirklich eng wird, erscheint die Anzeige. Wenn ich zwischendurch neugierig oder unsicher wurde, fragte ich das System. Ich fand es schon cool, dass einem dann das Auto sagt, wie weit man noch kommt.
2021-05-01T04:16:03Z
Samstag, 01.05.2021 um 06:16 Uhr
Ok, dann gebe ich auch mal meinen Senf dazu.

Im Alltag spielt die Restreichweitenanzeige praktisch keine Rolle, moderne E-Fahrzeuge haben eine so große Reichweite, dass es keine Rolle spielt, ob man 200, 300 oder 400 km "im Tank" hat - sofern man irgendeine Art der Anzeige, wie hoch der Ladezustand ist  - da gebe ich Steve voll Recht.


Als technikinteressierter Mensch sehe ich das aber durch eine andere Brille, da will ich jede Zahl wissen und setze alles miteinander in Beziehung. 


Ich verstehe den Ansatz von Volvo dahingehend, dass man den Nutzer:innen verdeutlichen möchte, dass das Fahren im Vordergrund steht und nicht die Technik. Es könnte also mal spannend sein, die Reichweitenanzeige im eigenen Auto abzudecken und mal zu schauen, ob man damit klar kommt und wie sich das auswirkt.


Übrigens wurde seinerzeit, es muss 2016 oder 2017 gewesen sein, die neue Generation der Renault Zoe mit dem großen 41 kWh-Akku den Journalisten unter dem Motto "forget about the battery" auch mit abgedeckter Reichweitenanzeige vorgestellt. Liegen geblieben ist niemand...

2021-05-01T10:25:23Z
Samstag, 01.05.2021 um 12:25 Uhr
Früher war der Wechsel zwischen Autobahnfahrt und Stadtverkehr der Supergau für die Reichweiten Anzeige.

Inzwischen sind diese deutlich genauer geworden und können auch die konstant hohen Geschwindigkeiten einer Autobahnfahrt in einer aktiven Routenführung mit Navi berücksichtigen.

Es geht natürlich auch genau das Gegenteil. Im ID.3 bekommt man bspw. nur einen Ladebalken und die Restkilometer angezeigt. Eine prozentuale Angabe sucht man umständlich im Infotainment Untermenü.

Letzten Endes bleibt es wohl eine Geschmackssache und selbst eine Einstellmöglichkeit ob man Kilometer oder Prozente angezeigt bekommen möchte würden wohl nur die technisch versierten Nutzer in den Einstellungen suchen
2021-05-27T14:11:47Z
Donnerstag, 27.05.2021 um 16:11 Uhr
Ich bin eigentlich recht begeistert von dem Gefährt! Schickes Design, ordentlich Reichweite, Power, Allradantrieb. Könnte ein Nachfolger für unseren Leasing-i3 werden. Meint ihr, sowas kommt in absehbares Zeit auch von BMW?
2021-05-27T15:56:11Z
Donnerstag, 27.05.2021 um 17:56 Uhr
Chris Sieber:
Ich bin eigentlich recht begeistert von dem Gefährt! Schickes Design, ordentlich Reichweite, Power, Allradantrieb. Könnte ein Nachfolger für unseren Leasing-i3 werden. Meint ihr, sowas kommt in absehbares Zeit auch von BMW?

Ich denke, dass der iX3 aktuell dem XC40 am nächsten kommt. Ich gebe aber zu bedenken, dass all diese Fahrzeuge recht viel Strom verbrauchen. Schaut man sich die Preisentwicklung für Autostrom im Bereich der öffentlichen Ladestationen an - insb. an Schnellladestationen - sollte man dies nicht völlig außer Acht lassen. Natürlich steigen auch die Preise für Benzin und Diesel, aber für 2 oder 3 Euro auf 100km ist man nirgendwo mehr unterwegs. Und auf langen Reisen und bei hohen Geschwindigkeiten muss man sich auf einen recht happigen Verbrauch (20-30 kWh pro 100 km) und damit auf recht happige Ladepreise einstellen. 
2021-05-30T10:15:45Z
Sonntag, 30.05.2021 um 12:15 Uhr
Chris Sieber:
Ich bin eigentlich recht begeistert von dem Gefährt! Schickes Design, ordentlich Reichweite, Power, Allradantrieb. Könnte ein Nachfolger für unseren Leasing-i3 werden. Meint ihr, sowas kommt in absehbares Zeit auch von BMW?

Hallo Chris,

BMW ist so eine Sache für sich in der Elektromobilität. Da sind auf der einen Seite die Gerüchte, dass der BMW i3 keine Zukunft hat. Auf der anderen Seite setzt der Hersteller vor allem auf große Autos. Der iX3 (ab 66.000 Euro) und der iX (ab 77.000 Euro) sind SUVs. Ende 2021 ist der i4 angekündigt, ein Gran Coupé, vermutlich ab 60.000 Euro. In der erschwinglichen Mittelklasse bzw. dem Kompakt-Segment ist meines Wissens nach noch nichts angekündigt. 

2021-06-29T12:49:57Z
Dienstag, 29.06.2021 um 14:49 Uhr
Find ich schon recht teuer. Da kann man sich ja gleich einen Tesla zulegen, oder wie seht ihr das?
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