Volvo XC40 Recharge: Alte Kleider, bewährte Technik
#nutzermeinung
Seit 2018 rollt der Volvo XC40 bereits als Verbrenner in im belgischen Gent vom Band und nun kommt er als vollelektrisches Modell auf den Markt. Vollständig heisst er dann Volvo XC40 Recharge P8 Pure Electric. Der etwas holprige Name offenbart neben der Herkunft eben auch, dass es sich um einen vollelektrischen Boliden mit permanenten Allradantrieb mit 408 PS handelt.
Was Sie in dieser Folge erwartet:
Das Polestar Erbe bei Volvo
Mehr als nur ein umgebauter Verbrenner
Ohne Reichweitenanzeige auf grosser Fahrt
Das Polestar-Erbe bei Volvo
Beim XC40 Recharge setzt Volvo auf bewährte Technik von Polestar. Polestar ist die 2017 von Volvo und der Geely Holding gegründete Sportmarke und ist angelehnt an das schwedische Motorsportteam Polestar. Beim XC40 bedient man sich dabei nicht nur kleinerer Einzelteile. Stattdessen ist der XC40 technisch ein Polestar 2 im SUV-Gewand.
Mit seinen 660 Nm Drehmoment beschleunigt der 408 PS starke XC40 mit seiner 78 kWh grossen Batterie in 4,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Werte sind dabei weitestgehend identisch mit denen des Polestar 2 und einzig seine kantigere Bauform bedarf 0,3 Sekunden mehr als sein Bruder vom Polarstern. Der, vom Hersteller angegebene, Verbrauch von durchschnittlich 25 kWh/100km liegt beim XC40 deutlich höher als bei seinem Konzern-Pendant und kommt mit gleicher Technik nur auf knapp 400 Kilometer Reichweite nach WLTP Zyklus.
Abb: Das Infotainmentsystem nutzt Android Automotive als Betriebssystem (Foto: Steve Dumke)
Hilfe für den Fahrer
Darüber hinaus verfügt der XC40 über Volvos neues ADAS (Advanced Driver Assistent System), das mit Kameras, Radar und Ultraschallsensoren Volvo auf dem Weg zum autonomen Fahren vorbereitet. Wie sehr das System bereits im Alltag aktiv mitwirkt, merkt man an der intelligenten Energierückgewinnung. Die Kameras erfassen permanent den umliegenden Verkehr und steuern die Rekuperation entsprechend so, dass der Volvo hinter den anderen Fahrzeugen an einer Ampel zum Stehen kommt. Ganz gleich, ob man 30 km/h fährt und die Fahrzeuge 50 Meter entfernt sind oder 50 km/h und auf 60 Meter Entfernung.
Die Energierückgewinnung funktioniert beim XC40 ebenso automatisch und ohne dass der Fahrer etwas davon mitbekommt. So ist es egal, ob der Akku voll oder fast leer ist. Die Bremsleistung ist immer gleich. Sollte der Akku voll sein und eine Energierückgewinnung nicht möglich sein, dann nimmt der Volvo voll automatisch die Bremsen hinzu. Für den Fahrer verändert sich am Fahrverhalten nichts.
Mehr als ein umgebauter Verbrenner
Dass eine Verbrennerplattform für ein Elektrofahrzeug nicht immer schlecht sein muss, zeigt sich speziell an der Positionierung der Batterie. Diese ist beim XC40 T-Förmig im Unterboden angeordnet und nutzt somit optimal den freien und ungenutzten Bauraum des Mitteltunnels.
Für die Insassen gibt es nur zwei kleine Unterschiede zum Verbrenner. Der XC40 Recharge fährt, wie auch der Polestar 2, mit Android Automotive. Das bedeutet das Infotainmentsystem als auch die Klimatisierung lassen sich über das Android Betriebssystem von Google steuern. Somit gibt es auch einen Play-Store über den man diverse Apps herunterladen kann. Auf diesem Weg kann die Funktionen seines Volvos erweitern. Die meisten Funktionen von Navigation über Klimaeinstellungen werden per Google Assist einfach per Sprache eingegeben.
Apple Nutzer brauchen jetzt aber keine Angst zu bekommen. Der Volvo XC40 Recharge verfügt Serienmässig auch über Apple CarPlay.
Abb: Der Volvo XC40 schafft rund 400 km mit einer Batterieladung (Foto: Steve Dumke)
Platz fürs Ladekabel unter der Fronthaube
Der XC40 verfügt zudem über einen 32 Liter fassenden Frunk. Das ist ein Kunstwort aus Front und Trunk für den Frontkofferraum. Richtig, der XC40 bietet unter der Motorhaube, welche in seinem Fall keine Motorhaube mehr ist, sondern eher die gesamte Ladetechnik unter sich beherbergt einen zusätzlichen Stauraum der optimal für Ladekabel genutzt werden kann. So bleibt der Kofferraum im Heck mit seinen 412 Litern stets aufgeräumt.
Seine Kraft bezieht der XC40 aus zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse die jeweils 150 kW, 204 PS Leistung bieten. Ab Mitte 2021 soll es dann auch den XC40 Recharge P4 Pure Electric mit nur einem 204 PS starken Motor an der Vorderachse geben.
Hier offenbart sich auch ein Teil des holprigen Namens. Während alle elektrisch aufladbaren Modelle bei Volvo den Beinamen „Recharge“ tragen, bekommt jeder Volvo noch gemäß seinem Antrieb einen Buchstaben gefolgt von einer Zahl entsprechend seiner Zylinder. Steht T noch für Turbobenziner und D für Diesel, so kommt marktunüblich nun kein E für Elektro, sondern ein P für „Pure Electric“. Während bei Diesel und Benziner die nachfolgenden Zahlen noch die Zylinderanzahl beschrieb, orientiert man sich beim Elektro für die Zahlenfindung an der Batteriekapazität (78 kWh aufgerundet).
Abb: Der Kompakt-SUV bietet ausreichend Raum auf der Rückbank, nur der Tunnel im Bodenraum stört ein wenig (Foto: Steve Dumke)
Ohne Reichweitenanzeige auf grosser Fahrt
Ein neuer Gedankengang von Volvo ist es, dem Fahrer seiner Elektromodelle die Angst vor schwankenden Reichweite zu nehmen. Deshalb zeigt der Volvo erst unter 20 Prozent Akkustand eine Restreichweite an. Davor muss man sich rein mit Prozenten begnügen. Wer es doch wissen will, fragt den Sprachassistenten um die Restreichweite. Die freundliche Dame nennt dann eine Kilometerzahl.
Volvo meint dazu, dass die Berechnung der Restreichweite von so vielen Faktoren abhängig ist, dass ein Fahrer an seinem Fahrprofil sich mit Prozenten besser orientieren kann als würde er ständig steigende und sinkende Restreichweiten beobachten. Seine verbleibende Reichweite kann der XC40 dann mit bis zu 150 kW Gleichstrom in 40 Minuten von 20 auf 90 Prozent auffrischen. An der heimischen Wallbox geht es dann mit Wechselstrom und bis zu 11 kW in 8 bis 10 Stunden wieder zum vollen Akku.
Sicherheit an erster Stelle
Wie alle Volvo Fahrzeuge ist auch der XC40 Recharge bei 180 km/h abgeregelt. Dies begründet sich bei Volvo allerdings nicht im elektrischen Antrieb und hohem Verbrauch. Bereits vor der Einführung des Dreipunkt-Gurtes war bei Volvo Sicherheit ein großes Thema. Assar Gabrielsson und Gustaf Larson legten bei der Gründung der Marke im Jahr 1927 fest, dass die Sicherheit der Insassen bei der Entwicklung neuer Fahrzeuge stets an erster Stelle stehen müsste.
Aus diesem Grund limitiert Volvo alle seine Fahrzeuge auf eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h. Egal ob Verbrenner oder Elektro. Angesichts dessen, dass neben Deutschland kaum ein Land auf der Erde noch kein striktes Tempolimit besitzt, hat man sich bei Volvo über Unfallstatistiken und Reaktionsfähigkeit von Fahrern informiert und ist zu dieser Höchstgeschwindigkeit gelangt.
Abb: Ladeanzeige im Volvo XC40 P8 Recharge (Foto: Steve Dumke)