Stromverbrauch im Elektroauto – so viel kostet der Komfort

01.03.2021

Beim Thema Stromverbrauch im Auto denken die meisten zuerst an den Stromverbrauch eines Elektroautos. Klar – darüber wird ja auch am meisten berichtet und diskutiert. Doch durch steigende Ausstattung der Fahrzeuge mit Klimaanlagen, IT-Technik (Stichwort: Connected Car), Unterhaltungselektronik, Assistenzsystemen und diversen Komfortfunktionen ist der Stromverbrauch in allen Fahrzeugen massiv angestiegen. Daher lohnt sich ein Blick auf die konkreten Zahlen und eine Überlegung, was das insbesondere für Elektroautos bedeutet.


Was sie in diesem Beitrag erwartet:

  • Welche Stromverbraucher es in einem PKW eigentlich gibt.

  • Wieviel Strom diese im Durchschnitt verbrauchen.

  • Wie der Strom im Auto erzeugt wird.

  • Wie sich der Stromverbrauch auf die Reichweite und Ladezeiten auswirkt.

  • Und mit welchen Kosten das verbunden ist.


Immer wieder wird der Stromverbrauch in PKWs untersucht, denn dieser steigt und steigt. Das ist einer der Gründe, warum immer mehr Fahrzeug im Winter oder im stundenlangen Stau auf der Autobahn liegenbleiben. Der Hauptgrund ist meist eine überlastete Batterie. So ist es kein Wunder, dass Fahrzeugbatterien immer größer werden. Doch wer oder was verbraucht da eigentlich so viel Strom im Auto? Der ADAC hat das in einer Studie untersucht, die Ergebnisse sind fast schon erschreckend.


Warm und kalt machen

Fangen wir mit dem Offensichtlichsten an – dem Licht. Mit herkömmlichen Halogenleuchtmitteln zieht die Fahrzeugaußenbeleuchtung (Abblendlicht) bereits durchschnittlich 125 Watt Leistung, bei einer Stunde Fahrt sind das bereits 0,125 kWh. Mit LED-Leuchtmitteln lässt sich dieser Verbrauch mehr als halbieren. 

Natürlich ist das nicht alles. Kaum ein Auto, das heute nicht mit einer Klimaanlage ausgestattet ist. Effiziente Anlagen sind nicht mehr direkt an den Motor gekoppelt, sondern arbeiten mit einem elektrisch betriebenen Kompressor und können daher die Kühlleitung an die Bedürfnisse optimal anpassen. Dennoch verbleibt eine Leistungsaufnahme von 200 bis 300 Watt. Hinzu kommen die Lüfter, die kühle Luft will ja im Auto verteilt werden, nochmal 100 bis 200 Watt, je nach Fahrzeugtyp, -größe und individuellen Bedürfnissen. Besonders groß ist der Stromverbrauch, wenn das Fahrzeug im Sommer in der prallen Sonne stand und schnell abgekühlt werden soll. Dann arbeiten alle Systeme auf Höchstlast und der Stromverbrauch schnellt in die Höhe. Hierzu zählt im weitesten Sinne auch die klassische 12 Volt-Kühlbox im Kofferraum, die man gerne im Sommer mitnimmt oder in der man empfindliche Einkäufe nach Hause bringt. Auch Wasserkocher, elektrische Warmhaltegeräte und Scheibenheizungen bietet der Handel an.


Abb: Aktivierte Sitzlüftung und -heizung in einem E-Auto (Foto: Dirk Kunde)


Assistenzsysteme benötigen Energie

Unterwegs nutzen wir mehr und mehr Komfort- und Assistenzsysteme, dazu gehören Infotainmentsysteme mit einem oder mehreren Displays, Audiosysteme – teilweise sehr hochwertige mit einer Vielzahl an Lautsprechern – und Fahrassistenten, z.B. Spurhaltehilfen, Radarsysteme und Tempomaten. Alle diese Systeme funktionieren nur mit Strom, zusammen steigt die Leistungsaufnahme um weitere 300 bis 500 Watt – je mehr, desto mehr. Doch auch das ist immer noch nicht alles.

Eine steigende Anzahl an Fahrzeugen ist mit IT-Technik ausgestattet, dazu gehören integrierte Systeme mit dauerhafter Internet-Verbindung, WLAN-Router und GPS-Empfänger. Auch werden oft zusätzliche Geräte während der Fahrt an den zahlreichen USB-Anschlüssen betrieben und geladen, Handys, Tablets oder Laptops, um die Fahrtzeiten zum Arbeiten zu nutzen. Die Energie kommt, wie sollte es anders sein, aus dem Fahrzeug, das diese ja bereit stellen muss.

Im Winter addieren sich dann noch die beheizbare Front- und Heckscheibe, das warme Lenkrad und die Sitzheizungen, auch hiermit schnellt der Stromverbrauch weiter in die Höhe.

Und damit das alles im Fahrzeug überhaupt funktioniert, braucht es eine teils komplexe Steuerungstechnik – teils sind mehrere Steuereinheiten, kleine Computer, parallel aktiv – und auch die verbrauchen Strom. Nimmt man alles zusammen, addiert sich der Stromverbrauch im PKW auf 0,5 bis 2 kW pro Stunde. Und das alles, ohne einen Meter zu fahren.


Woher kommt der Strom im Auto?

Diese Strommengen müssen irgendwoher kommen. Im herkömmlichen PKW mit Verbrennungsmotor wird dazu mehr Kraftstoff verbraucht, um die „Lichtmaschine“ anzutreiben. Dabei handelt es sich schlicht um einen Strom-Generator. Heute kombiniert man dies zum Motor-Generator, der auch die Start-Stopp-Funktion ermöglicht. Größerer Strombedarf heißt dann schlicht mehr Kraftstoffverbrauch.

In Hybridfahrzeugen wird ein Teil des erhöhten Strombedarfs durch das regenerative Bremsen (Rekuperation) aufgefangen, doch auch hier bleibt unter dem Strich ein steigender Kraftstoffverbrauch bzw. ein steigender Stromverbrauch an der Ladestation.

Im Elektroauto steigt die Stromentnahme aus der Fahrbatterie; doch egal, wie ihr Fahrzeug angetrieben wird, gilt: Je höher der Energiebedarf, desto größer der Verbrauch an Kraftstoff oder Strom. In Folge muss häufiger getankt oder geladen werden. Die Physik lässt sich nicht überlisten.



Abb: Das Smartphone wird induktiv (kabellos) geladen, alternativ gibt es weitere USB-Anschlüsse (Foto: Dirk Kunde)


Komfort kostet Energie

Gehen wir mal von einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 0,5 kW pro Stunde aus, dann kosten all die Stromverbraucher drei bis fünf Kilometer Reichweite pro Stunde Betrieb. Weitere Komfortfunktionen erhöhen den Stromverbrauch schnell und reduzieren damit die Reichweite um bis zu 10 km pro Stunde Betrieb. Damit erhöht sich natürlich auch die Ladezeit, nicht viel, aber doch etwas. Je nach Fahrzeug und Ladenschluss erhöht der elektrische Komfort die Ladezeit um 5 (Schnellladung) bis 20 Minuten (Ladung an der Wallbox mit ca. 3 kW Ladeleistung). Und damit steigt auch der Preis pro 100 Kilometer um 15 bis 30 Cent. Je länger die Fahrt und je intensiver all die genannten Systeme genutzt werden, desto spürbarer sind die Auswirkungen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Verbrenner oder Elektroauto.


Fazit: Selbstkontrolle 

Moderne Autos, egal ob Verbrenner oder Elektroautos, verbrauchen immer mehr Strom für diverse Funktionen und Features. Einige davon sind unverzichtbar. Niemand sollte im Winter mit zugefrorenen Scheiben oder im Sommer mit 35 bis 40 Grad im Innenraum fahren – dies wäre grob fahrlässig. Sicherheit geht vor. Doch bereits beim Komfort kann man durchaus mal überlegen, ob und welche System ständig in Betrieb sein müssen, z.B. wie stark die Klimaanlage arbeiten soll oder ob ich auf jeder Fahrt den digitalen Konzertsaal eröffne. Sitz- und Lenkradheizung müssen vielleicht auch nicht ununterbrochen eingeschaltet sein und welche Konnektivitäts-Funktion ich wirklich immer brauche, kann auch Gegenstand einer freiwilligen „Selbstkontrolle“ sein und die beginnt schon beim Fahrzeugkauf, denn alle bestellten Systeme werden den Energieverbrauch des Fahrzeugs ein Leben lang begleiten. Vielleicht ist weniger manchmal mehr?

6 Kommentare
2021-05-19T12:21:13Z
Mittwoch, 19.05.2021 um 14:21 Uhr
Alternativ könnte man für die Musik ja auch andere Geräte nutzen oder? das Handy etc...Also ich habe z. B. immer eine Powerbank dabei… und eine Bluetooth-Lautsprecher habe ich auch. Würde das helfen?
2021-05-19T15:37:08Z
Mittwoch, 19.05.2021 um 17:37 Uhr
Reini:
Alternativ könnte man für die Musik ja auch andere Geräte nutzen oder? das Handy etc...Also ich habe z. B. immer eine Powerbank dabei… und eine Bluetooth-Lautsprecher habe ich auch. Würde das helfen?

Offen gesagt: nein, denn der Stromverbrauch dieser Geräte ist im Vergleich so gering, dass keine spürbare Auswirkung auf Reichweite oder Antriebsleistung vorhanden ist. Du kannst also immer mit ruhigem Gewissen im Auto Musik hören oder das Navi nutzen,

LG

Julian

2021-06-02T15:16:19Z
Mittwoch, 02.06.2021 um 17:16 Uhr
Ok, se reicht also nicht, auf Elektro umzusteigen, um sein Gewissen vollständig zu reinigen, sollte man die Klimaanlage und das Radio gefälligst ausschalten. Verstehe ich das richtig?
2021-06-02T15:51:15Z
Mittwoch, 02.06.2021 um 17:51 Uhr
Flohans:
Ok, se reicht also nicht, auf Elektro umzusteigen, um sein Gewissen vollständig zu reinigen, sollte man die Klimaanlage und das Radio gefälligst ausschalten. Verstehe ich das richtig?

Ich verstehe eher das man sich bewusst sein sollte welche Mengen Energie wir verbrauchen und wenn möglich eben solche zu sparen.
Man soll natürlich nicht auf Radio ind Klima verzichten. Aber muss es der große SUV mit einem Durchschnittsverbrauch von > 20kWh/100km sein oder tut es auch etwas kleineres und sparsameres.
Dazu kommt dann noch ob die Klima im Hochsommer auf 18 Grad laufen muss oder ob es auch 21 oder 22 Grad tun?
2021-06-25T13:25:04Z
Freitag, 25.06.2021 um 15:25 Uhr
Ist es nicht auch so, dass man auch an den Ladesäulen mehr Energie verbraucht als tatsächlich in der Batterie ankommt? Sprich dass ziemlich viel Energie verloren geht? Danke für die Rückmeldung..
2021-06-25T14:18:58Z
Freitag, 25.06.2021 um 16:18 Uhr
Clemens Gröning:
Ist es nicht auch so, dass man auch an den Ladesäulen mehr Energie verbraucht als tatsächlich in der Batterie ankommt? Sprich dass ziemlich viel Energie verloren geht? Danke für die Rückmeldung..

Hallo Clemens,

ja, das ist so und wird als "Ladeverlust" bezeichnet. Dabei handelt es sich um physikalisch unvermeidbare Verluste durch Spannungs- und Stromwandlung sowie Wärmeverluste in den Kabeln. Jedoch ist es nicht "ziemlich viel", sondern liegt im Durchschnitt bei 15%, leider gibt es aber auch Ausreißer nach oben mit bis zu 25%. Hier muss dieser Hersteller noch deutlich nachbessern.


Mehr dazu kannst du u.a. hier nachlesen:

https://presse.adac.de/meldungen/adac-ev/technik/ladeverlust.html


Umso wichtiger ist es, günstige Stromtarife oder sogar den selbst erzeugten Solarstrom zum Laden zu nutzen.  

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