Strom sparen mit einem Balkonkraftwerk

02.11.2022

#nutzermeinung


Für die meisten Bewohner von Mietwohnungen dürfte die feste Installation einer Solaranlage auf dem Dach unmöglich sein. Ein Balkonkraftwerk ist ein Alternative, um erneuerbare Energie selbst zu erzeugen. Die Photovoltaik-Paneelen sind schnell installiert und lassen sich bei einem Umzug wieder mitnehmen.

 

Ein Balkonkraftwerk besteht aus einer oder mehreren Paneelen mit Solarzellen, die am Balkongeländer oder einer Außenwand montiert werden. Ein Kabel führt zu einem Wechselrichter. Das Sonnenlicht erzeugt in den Photovoltaikzellen Gleichstrom, der zu Wechselstrom konvertiert werden muss, damit man ihn im Haushalt nutzen kann. Der Wechselrichter wird per Kabel mit einer Schuko-Steckdose im Haushalt verbunden. So versorgt die Sonnenenergie eingeschaltete Geräte.

 

Vorab planen. Wo steht die Sonne?

Vor der Anschaffung eines Balkonkraftwerks steht die Planung. Wo erreicht das meiste Sonnenlicht die Solarzellen? Eine südliche Ausrichtung ist angebracht. Wer von seinem Balkon in Richtung Südosten schaut, bekommt eher Morgensonne, eine Süd-West-Ausrichtung nutzt die schwächeren Abendstunden. Eine reine Südausrichtung ist für das Balkonkraftwerk am besten. Die optimale Ausrichtung nach Süden. Hier fällt die Energieausbeute am höchsten aus.

 

Als Faustregel gilt: Ein senkrechter Einfall der Sonnenstrahlen (90 Grad) auf die Zellen ist perfekt. Doch das erreicht man nicht immer, vor allem weil sich die Position der Sonne im Laufe des Jahres ändert. Im Winter steht sie deutlich tiefer. (Um genau zu sein: Die Position der Erde zur Sonne verändert sich.) Theoretisch müsste man den Anstellwinkel der Solarpaneele im Laufe des Tages als auch im Laufe eines Jahres nachjustieren. Das ist unrealistisch. Als praktisch hat sich ein Anstellwinkel der Paneele von 30 bis 35 Grad auf dem Ständer erwiesen. Dabei sollten Bäume, Laub oder Schmutz die Solarzellen nicht "verschatten". Das mindert die Energieausbeute.

 


Der Wechselrichter Hoymiles HM-600 macht aus dem Gleichstrom der Solarmodule Wechselstrom für den Haushalt


Die Genehmigung

Balkonkraftwerke bis 600 Watt Leistung sind genehmigungsfrei einsetzbar und vom Nutzer leicht anzuschließen. Sie müssen lediglich bei der Bundesnetzagentur und dem Netzbetreiber angemeldet werden. Das geht in der Regel über Online-Formulare.

 

Die Solarzellen einfach an das Balkongeländer zu hängen, genügt in den seltensten Fällen. Ein Ständer bzw. eine Halterung, die die Paneele in Richtung der Sonne neigen, ist in den meisten Fällen notwendig. Außerdem muss ein Stromkabel in die Wohnung verlegt werden. Damit Balkon- oder Terrassentür nicht ständig offenstehen, muss ein Loch durch die Außenwand gebohrt werden. Bei der Installation ist auf jeden Fall der Wohnungseigentümer bzw. die Eigentümergemeinschaft zu informieren. Denkmalschutzauflagen oder Bedenken des Wohnungseigentümers könnten der Installation im Weg stehen.

 

Balkonkraftwerke waren schon öfters Thema vor Gericht. Besonders interessant ist ein Urteil des Oberlandesgericht Stuttgart, das Mieterrechte stärkt. Zwar sei die bauliche Veränderung durch das Balkonkraftwerk eine vertragswidrige Nutzung der Mietsache. Doch die Richter entschieden mit Blick auf den Artikel 20a des Grundgesetzes zugunsten der Lebensgrundlagen der Bürger. Mit dem Balkonkraftwerk spare der Mieter nicht nur Energie, er schone auch die Umwelt.

 

Potenzial berechnen

Zur Planung gehört auch eine Berechnung der Energieeinsparungen. Balkonkraftwerke kosten im Set mit einem Wechselrichter zwischen 750 und 1.200 Euro. Hinzu kommen Ausgaben für einen Ständer, die Kabelverlegung und eventuell einen Energiespeicher.

Die Berechnung für das Einsparpotenzial beginnt bei der möglichen Energieproduktion. Beispielrechner helfen dabei zu ermitteln, welche Größe der Paneelen (in Quadratmetern) welche Energiemenge im Laufe eines Jahres erzeugen. Mit einem 600 Watt Balkonkraftwerk lassen sich bei einer Südausrichtung pro Jahr rund 560 kWh Strom erzeugen. Werden in der Wohnung pro Jahr 3.500 kWh verbraucht, sind das 16 Prozent. Bei einem Kilowattpreis von 0,35 Euro lassen sich somit 196 Euro sparen. Ein günstiges Balkonkraftwerk für 750 Euro hätte sich nach vier Jahren amortisiert.



Balkonkraftwerk von Priwatt

 

Die Installation

Die Solarpaneele verbindet man mit einem Kabel mit dem Wechselrichter. Die Photovoltaikzellen erzeugen aus dem Sonnenlicht Gleichstrom. Damit kann man im Haushalt nichts anfangen. Der Wechselrichter macht daraus Wechselstrom. Den Wechselrichter verbindet man per Kabel mit einer Schuko-Dose (Schutzkontakt-Steckdose) und speist so die Energie ins Wohnungsnetz.

 

Direktverbrauch oder Speicher?

Die erzeuge Sonnenergie wird direkt verbraucht. In der Regel laufen Kühlschränke und Tiefkühltruhen dauerhaft. Gleiches gilt für einen Heimserver und Geräte im Standby. Deren Energieverbrauch kann man mit dem Balkonkraftwerk unterstützen oder sogar decken.

Wer tagsüber nicht zuhause ist, um die Mittagszeit aber die größte Energiemenge erzeugt, sollte über die Anschaffung eines Batteriespeichers (Akku) nachdenken. Er ermöglicht die zeitversetzte Nutzung der Sonnenenergie. Tagsüber füllt die Sonne den Speicher, abends nutzt man den Strom zum Kochen, Waschen und Fernsehen.


Das Besondere an diesen Akkus: Die meisten Modelle sind tragbar. Somit kann man die Energie vom Balkonkraftwerk auch zum Picknick oder den Camping-Ausflug mitnehmen. Wer auch die Solarpanele nicht fest am Balkongeländer verschrauben mag, findet Anbieter mobiler Sets. Jackery bietet beispielsweise tragbare Solar Panels in Kombination mit Wechselrichter und Batterie. Damit hat man auch in den abgelegensten Regionen immer Strom.

5 Kommentare
2022-11-22T17:29:06Z
Dienstag, 22.11.2022 um 18:29 Uhr
Hallo Dirk,


danke für deinen Beitrag. Du sprichst am Ende sicher von tragbaren mobilen Powerstations, oder? Dazu möchte ich nur sagen, dass man sich im Vorfeld sehr genau über die technischen Daten und die Leistungsfähigkeit informieren sollte.


So darf man sich z.B. eigentlich nie auf die Herstellerangaben zur Akkukapazität verlassen. Hier geben viele Hersteller die Brutto-Kapazität an, obwohl man nur die Netto-Kapazität nutzen kann, Beispiel:


Herstellerangabe Akku: 250 Wattstunden (Wh), aber...

nutzbarer Energiegehalt: 150 Wattstunden


Auch muss man wissen, dass zum Laden stets mehr Energie nötig ist, da Ladeverluste auftreten, ebensoo treten Verluste beim Entladen auf.


Gut informieren heißt: das bekommen, was man braucht.

2022-11-22T20:23:46Z
Dienstag, 22.11.2022 um 21:23 Uhr
Hallo Julian,

ja, ich meine tragbare Speicher. Gute Hinweise von Dir. Ist ja ein wenig wie beim E-Auto und der Brutto- / Nettokapazität als auch den Ladeverlusten

Gruß

Dirk

2023-01-17T08:27:22Z
Dienstag, 17.01.2023 um 09:27 Uhr
Hallo Dirk,

bekommt man für Balkonkraftwerke in 2023 auch die 8,2ct/kWh Einspeisevergütung, und wenn ja, wie erfasst der Stromanbieter dies?


Gruß

    Holger

2023-02-01T11:30:35Z
Mittwoch, 01.02.2023 um 12:30 Uhr
Hallo Holger,

wird Energie aus dem Balkonkraftwerk ins Stromnetz gespeist, benötigst Du einen Zweirichtungszähler. Einen Anspruch auf Abnahme der Energie durch den Netzbetreiber besteht bei diesen (kleinen) Anlagen nicht (die genauen Cent-Beträge kenne ich auch nicht). 

Mein Artikel geht auch eher in die Richtung Eigenverbrauch. Meist sind die Leistungen der Balkonkraftwerke so gering, dass alles im eigenen Haushalt verwendet wird. 

Gruß

Dirk

2023-02-01T11:47:17Z
Mittwoch, 01.02.2023 um 12:47 Uhr
Bislang gab es für Balkonkraftwerke bzw. sog. "steckerfertige Erzeugungsanlagen" keine Einspeisevergütung, da die Wechselrichter nicht auf 70% Wirkleistung bei Netzeinspeisung gedrosselt werden konnten. Diese sog. 70%-Regel ist seit dem 1.1.2023 entfallen, damit haben auch BKW nun Anspruch auf Auszahlung der Einspeisevergütung. Auch bestehende Anlagen bis 7 kW Spitzenleistung (BKW haben bislang in der Regel eine Spitzenleistung von 0,6 kW) haben nun Anspruch auf die Einspeisevergütung.


Wichtig: Bislang haben die meisten Nutzer aktiv auf die Auszahlung der Einspeisevergütung verzichtet. Dies sollte nun widerrufen werden, da die Anlagen nicht mehr als 70% gedrosselt werden müssen.

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