Kann man ein E-Auto abschleppen?
Ein liegengebliebenes Auto kann man abschleppen. Den entsprechenden Haken vorn bei der Stoßstange eindrehen und schon kann ein anderes Auto das Pannenfahrzeug zu einer Werkstatt schleppen. Bei E-Autos ist das etwas anders, zumindest bei einigen. Hier hilft ein Blick in das Handbuch des Herstellers. Manche Modelle haben einen speziellen Abschleppmodus, andere dürfen keinesfalls auf eigener Achse an einem Seil oder einer Stange abgeschleppt werden.
Unkontrollierte Energieflüsse
Warum ist das so? Der Grund liegt im E-Motor. Rollt ein E-Auto ohne Beschleunigung, dann werden die Räder zu Dynamos – wie am Fahrrad. Aus der Drehbewegung wird elektrische Energie, die in die Batterie fließt. Hat die Elektronik des Autos jedoch aufgrund der Panne einen Defekt und werden die Energieflüsse nicht korrekt gesteuert bzw. geleitet. Es können schwere Schäden am Fahrzeug entstehen. Das gilt insbesondere bei PSM-Motoren. Das Akronym steht für permanenterregte Synchronmotoren. Hier arbeiten Dauermagneten im Rotor. Mit jeder Achsdrehung drehen sich auch die Magnete und induzierten eine Spannung ins System. Bei manchen Modellen kann man diese Motoren physikalisch von der Achse trennen. In dem Fall wäre ein Abschleppvorgang auf eigener Achse möglich. Auch bei der Motorenart ASM (Asynchronmotor) ist das möglich. Hier sind Kupferwicklungen im Rotor und Stator verbaut, die Energie benötigen, um Magnetfelder zu erzeugen. Dreht sich das Rad ohne elektrische Energie, ist das unproblematisch.
Ab auf die Ladefläche
Um auf der sicheren Seite zu sein, setzen viele Pannendienste auf Anhänger oder Lkw-Ladeflächen zum Abschleppen liegengebliebener E-Autos. Dabei wird das Fahrzeug mit einem Kran auf die Ladefläche gehoben oder mit einem Seilzug gezogen. Vor dem Anruf beim Pannendienst ist also ein Blick ins Handbuch des Fahrzeugs ratsam. Bei einigen Modellen gibt es einen speziellen Abschleppmodus, mit dem die Handbremse gelöst und in den Gang N(eutral) gewechselt wird.
Batterie leer
Interessant ist ein Blick in die ADAC-Pannenstatistik. Für das Jahr 2022 enthält die Statistik erstmals E-Autos. Kaum überraschend: Es liegt meist an der Batterie. Erstaunlich: Dabei ist nicht die große Hochvoltbatterie im Fahrzeugboden gemeint. Die kleine 12 Volt-Batterie ist leer und dadurch kann das E-Auto nicht mehr zum „Leben“ erweckt werden. Auch E-Autos benötigen diese Hilfsbatterie, um mit einem Funkschlüssel das Auto zu öffnen oder die Klimatisierung aus der Ferne zu starten. Es kommt in der Praxis öfter vor, dass die große Batterie, dem kleinen Energiespeicher keinen „Saft“ abgibt. Über kurz oder lang läuft die 12 Volt-Batterie leer. Hier müssen natürlich die Hersteller nachbessern.
Kickstarter
Bleibt ein E-Auto-Fahrer tatsächlich mal mit leer Hochvoltbatterie liegen, müsste sein Fahrzeug natürlich abgeschleppt bzw. abtransportiert werden. Um das einfacher zu gestalten, testet der ADAC eine Art Powerbank. In einem Pilotversuch sind etliche Werkstattwagen mit tragbaren Batterien ausgestattet. Sie geben über ein Ladekabel Energie an E-Autos ab. Das müssen nur wenige Kilowattstunden sein, so dass der Wagen auf eigener Achse die nächstgelegene Ladesäule erreicht.