Hält das Auto für mich an? Farben geben Auskunft
#nutzermeinung
Farben sind Informationen. Das gilt vor allem im Straßenverkehr. Ampeln, Verkehrsschilder aber auch Autos liefern über unterschiedliche Farben wesentliche Informationen. Gehen am Heck eines Fahrzeugs weiße Lichter an, wissen wir, das Auto fährt gleich rückwärts.
Ein Mensch kommuniziert zudem mit anderen Verkehrsteilnehmern über Blickkontakt oder Handzeichen. Ein freundlicher Wink an der Einmündung signalisiert dem Fußgänger, er kann gefahrlos die Straße überqueren. Doch was tun wir, wenn gar kein Fahrer mehr am Steuer sitzt? Darüber machen sich Autohersteller bereits Gedanken, auch wenn autonomes Fahren erst in einigen Jahren Realität sein mag.
Welche Farbe soll es sein?
Beispielsweise nutzte Mercedes-Benz die Farbe Türkis für seinen Drive Pilot. Im Innenraum sieht der Fahrer die Farbe im Head-up- und Fahrerdisplay als auch an zwei LED im Lenkrad. Die Farbe zeigt, dass der Drive Pilot übernommen hat und der Fahrer sich anderen Dingen, einem Film, einer Zeitung oder dem Gespräch mit dem Beifahrer widmen kann. Dies ist bereits eine hochautomatisierte Fahrfunktion im Level 3. Dabei übernimmt der Hersteller die Haftung, sollte ein Sensor ausfallen und einen Unfall verursachen. Der Drive Pilot ist derzeit auf 60 km/h begrenzt und agiert auf Autobahnen als Staupilot. Im zähen Stop and Go übernimmt das Fahrzeug vollständig alle Fahrfunktionen.
Dabei zeigen auch die Front- und Heckleuchten sowie die Außenspiegel türkisfarbenes Licht. Es ist eine Information für Polizeistreifen auf der Autobahn, die einen zeitunglesenden Fahrer normalerweise anhalten würden. Doch in diesem Fall können sie davon ausgehen, dass die Verkehrssicherheit nicht in Gefahr ist.
Autodesigner arbeiten auch mit Lichtbändern am Übergang von Windschutzscheibe zum Dach. Die hohe Position am Auto sorgt für gute Sichtbarkeit. So können beispielsweise Fußgänger am Zebrastreifen sicher sein, dass der Wagen anhält. Eine weitere Idee: Lichtprojektionen auf die Fahrbahn vor dem Auto. Es zeigt ein Symbol oder eine Bewegung, die dem Fußgänger deutlich macht, dass er oder sie gefahrlos die Straße überqueren kann.
Türkise Lichter am Lenkrad und Zeichen im Fahrerdisplay signalisieren den Fahrmodus
Menschliches Verhalten deuten
Das sind bislang nicht nur Tests einzelner Hersteller. Unter dem Namen interACT haben Unternehmen wie Hella, Bosch, BMW und weitere europäische Firmen unter Leitung des Zentrums für Deutsche Luft- und Raumfahrt (DLR) das Thema untersucht. Wesentlich dabei ist, ein Fahrzeug muss die Intention eines Menschen richtig deuten. Die Bilderkennung muss es schaffen zu analysieren, ob der Fußgänger tatsächlich die Straße überqueren will. Oder grüßt er nur einen Bekannten auf der anderen Straßenseite bzw. betrachtet er interessiert vorbeifahrende Autos. Für uns Menschen ist das eine leichte Aufgabe, für Maschinen ist es eine enorme Herausforderung.
Auf dem Weg zum selbstfahrenden Auto
Die Autoindustrie hat den Weg zum autonomen Fahren in fünf Level eingeteilt. Die aktuellen Fahrzeuge verfügen über Assistenten des Level 2, manche sprechen auch von Level 2+. Es umfasst teilautomatisiertes Fahren. Das Auto übernimmt auf definierten Strecken die Fahraufgabe, doch muss der Fahrer in der Lage sein, die Kontrolle zu übernehmen. Das kann eine Einparkhilfe sein oder ein adaptiver Tempomat, der Abstand zum Vorausfahrenden hält und das Fahrzeug in der Spur positioniert. Beim Level 3 spricht man vom hochautomatisierten Fahren. Hier wird das Auto Fahraufgaben vollständig übernehmen. Der Fahrer kann etwas anderes tun. Allerdings mag das noch zeitlich und örtlich begrenzt sein, beispielsweise auf der Autobahn. Hier gibt es keinen Gegenverkehr und keine Kreuzungen. Die Fahrbahnen sind in der Regel gut markiert und die Beschilderung ist eindeutig. Ab Level 4 spricht man vom vollautomatisierten Fahren. Hier wird der Fahrer zum Passagier. Spätestens hier muss das Auto mit Menschen im näheren Umfeld kommunizieren.
Auch von hinten ist zu erkennen: Dieses Auto fährt autonom
Egal für welche Lösung sich einzelne Autohersteller entscheiden, wichtig ist eine einheitliche Industrienorm. Es darf nicht sein, dass ein Hersteller Hellblau und der andere Pink für seine Lichtsignale verwendet. Das führt zu einem großen Durcheinander und Missverständnissen. Die Farbgestaltung sollte weltweit einheitlich sein, denn sonst wird die Straßenquerung für Touristen zukünftig zu einem gefährlichen Akt.