Gut mit dem Elektroauto durch den Winter kommen
#nutzermeinung
Natürlich kann man ein Elektroauto im tiefsten Winter fahren. Ansonsten wären die Zulassungszahlen von E-Autos in Norwegen, die deutlich strengere Winter gewohnt sind, nicht seit Jahren so hoch. Sicher: Aufgrund der niedrigen Temperaturen steigt der Energie-Verbrauch. Das ist aber bei Verbrennern nicht anders. Im Winter wird mehr Benzin oder Diesel auf gleicher Strecke benötigt. Aber darauf achtet kein Autofahrer mehr. Im Winter spielen Verbrenner lediglich einen Vorteil aus: Ineffizienz. Ein Verbrennungsmotor erzeugt in erster Linie Wärme. Sein Wirkungsgrad bei der Umwandlung von flüssigem Kraftstoff in Bewegungsenergie liegt zwischen 20 und 30 Prozent. Der Rest wird zu Wärme, was in der kalten Jahreszeit vorteilhaft ist, allerdings den Fahrer nicht ans Ziel bringt.
Der Elektromotor hat dagegen einen Wirkungsgrad von bis zu 85 Prozent. Das bedeutet: Aus Energie in der Batterie wird zu 85 Prozent Bewegungsenergie. Weil die Elektromotoren so effizient arbeiten, entsteht als Nebenprodukt nur wenig Wärme.
Energie sparen mit Wärmepumpe
Darum muss der Innenraum eines Elektroautos elektrisch beheizt werden. Somit hat die Batterie zwei Aufgaben: Energie fürs Fahren und Heizen liefern. Das reduziert die Reichweite. Etliche Hersteller setzen deshalb auf eine Wärmepumpe. Sie funktioniert wie eine umgekehrte Klimaanlage. Die Pumpe verdichtet mit hohem Druck ein klimaneutrales Kältemittel. Dabei entsteht Wärme, die die angesaugte Kaltluft aufheizt. Nun benötigt das Gebläse nur noch eine geringere Energiemenge, um den Innenraum auf die gewünschte Grad-Zahl zu bringen. Als Faustregel gilt: Die elektrische Heizung braucht eine Kilowattstunde Energie aus der Batterie, um eine Kilowattstunde Wärme zu erzeugen. Mit Wärmepumpe werden aus einer Kilowattstunde Batterieleistung rund drei bis vier Kilowattstunden Wärme erzeugt.
Sitzheizung statt Gebläse
Wer keine Wärmepumpe im Fahrzeug hat, sollte eher die Sitzheizung nutzen und die Leistung des Gebläses reduzieren. Da die Heizspiralen in den Sitzen näher am Körper liegen, spürt man die wohlige Wärme schneller. Gleiches gilt für die Lenkradheizung. Je wärmer man sich fühlt, desto weniger muss das Gebläse arbeiten. Unter dem Strich benötigt die Sitz- und Lenkradheizung auch weniger Energie. Doch in den meisten E-Autos nützt das Passagieren auf der Rückbank nichts. In der Regel haben nur Oberklasse-Fahrzeuge dort Sitzheizungen.
Per App das E-Auto vorheizen
Bei den meisten angebotenen Apps zum E-Auto gibt es die Funktion des Vorheizens. Man kann im Winter den Innenraum vor Abfahrt auf Temperatur bringen. Das ist bequem für die Insassen und man hat freie Scheiben vom Start an. Das sorgt für mehr Sicherheit. Aktiviert und programmiert man den Timer für die Heizung während der Wagen an die Wallbox angeschlossen ist, raubt die Heizleistung der Batterie auch keine Reichweite. Zum Temperaturhalten während der Fahrt wird nur etwa 30 Prozent der Energie aufgewendet, die nötig wäre, um das Fahrzeug vollständig aufzuwärmen.
Langsameres Laden im Winter
Im Winter lädt eine Batterie langsamer. Das liegt am flüssigen Elektrolyt, in dem die Ionen von einem Pol zum anderen "schwimmen". Bei niedrigen Temperaturen wird der Elektrolyt zähflüssiger (Viskosität nimmt zu). Damit müssen die Ionen einen größeren Widerstand überwinden.
Aus diesem Grund setzen viele Hersteller auf ein so genanntes Thermomanagement der Batterie. Es ist eine Klimaanlage für die Zellen. Sie arbeiten am wirkungsvollsten bei Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad Celsius – egal ob nun gefahren oder geladen wird. Das Thermomanagement bringt die Zellen vor der Abfahrt oder einem Ladestopp auf die richtige Temperatur. Im Sommer ist kühlen, im Winter erwärmen angesagt.
Dennoch zeigt sich in der Praxis, dass Elektroautos in den Wintermonaten weniger Reichweite schaffen im Vergleich zur warmen Jahreszeit. Der ADAC gibt einen Durchschnittswert von 27 Prozent weniger Kilometern an.