Gebrauchtes Elektroauto für unter 10.000 Euro kaufen
#nutzermeinung
Trotz hoher Kaufprämien übersteigt der Neupreis eines Elektroautos für viele Haushalte ihre finanziellen Möglichkeiten. Auch die Finanzierung oder das Privat-Leasing kommen für viele aus individuellem Gründen nicht in Frage. Und dann? Den alten Verbrenner weiterfahren und jedes Jahr mehr und mehr Geld für Reparaturen, Ersatzteile und Kraftstoffe ausgeben? Oder doch ein gebrauchtes Elektroauto anschaffen?
Der durchschnittliche Gebrauchtwagen kostete im Sommer 2020 rund 20.000 Euro. Doch wir werfen hier einen Blick auf Angebote bis maximal 10.000 Euro. Diese sind für viele Haushalte besonders attraktiv und versprechen hohe Wirtschaftlichkeit. Für unseren Blick auf den Markt nutzen wir die Gebrauchtwagen-Portale www.mobile.de und www.autoscout24.de.
Breites und steigendes Angebot
Mehr als 1.250 Angebote bundesweit präsentieren die Portale jeweils für Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb und einem maximalen Preis bis 10.000 Euro (Stand Ende 2020). Bis zu dieser Preisgrenze stammen die jüngsten Erstzulassungen aus dem Jahr 2015. Die Laufleistungen betragen dabei schon mal über 100.000 km, doch meist liegen sie zwischen 50.000 und 80.000 km. Oftmals handelt es sich um Leasing- oder Finanzierungsrückläufer, deren Laufleistung vertraglich begrenzt war – gut für den Interessenten. Angeboten werden vornehmlich folgende Fahrzeugtypen:
· Renault Zoe (ohne Batterie, Mietvertrag muss übernommen werden)
· VW eUP
· Nissan Leaf I
· Mitsubishi i-MiEV und die baugleichen Peugeot iON und Citroen C-Zero
· Smart fortwo
Alle genannten Fahrzeuge sind nur mit Einschränkungen für die Langstrecke geeignet. So verfügen die Drillinge von Mitsubishi, Peugeot und Citroen sowie der Leaf I über Gleichstrom-Schnellladeanschlüsse vom Typ CHAdeMO – dessen Zukunft in Deutschland und Europa ungewiss ist. Standard fürs Schnellladen ist inzwischen ein CCS-Anschluss. Die relativ kleinen Batterien und eher geringe Ladegeschwindigkeiten machen Langstrecken über 300 km zu einer Herausforderung. Die alte Renault Zoe (bis BJ 2020) und der smart fortwo verfügen über keinen Gleichstrom-Schnellladeanschluss, laden aber an Wechselstrom recht flott. Für weite Strecken sind diese aber nur mit Einschränkungen zu empfehlen. Die Ladeleistung an Wechselstrom beträgt zwischen 2,3 kW (an der Steckdose) und 22 kW (entsprechende Wallbox und AC-Ladesystem vorausgesetzt) – je nach Fahrzeug und Ladeanschluss. Wer also nicht jeden Tag große Strecken zurücklegen muss, ist mit diesen Fahrzeugtypen gut bedient. Die Reichweiten liegen bei 100 bis 150 km mit einer Akkuladung. Normales Pendeln und die diversen Alltagsfahrten sind problemlos, auch im Winter, möglich.
Abb: Angebot gebrauchter Elektroautos in großen Auto-Portalen
Worauf bei der Probefahrt achten?
Neben den üblichen Kontrollen an einem Gebrauchtfahrzeug (Rost, Bremsen, Licht, sonstige Funktionstests), sollte der Zustand der Batterie und der Ladeanschlüsse im Vordergrund stehen. Dazu gehört ein ausgiebiger Reichweitentest, also mindestens 50 km unter Beobachtung der Reichweitenanzeige und des Ladezustands im Display des Fahrzeugs sowie unterschiedlichen Fahrsituationen. Auch ein Test aller vorhandenen Ladeanschlüsse wie Wechselstrom und – wenn vorhanden – Gleichstrom an entsprechenden Ladestationen ist empfehlenswert. Für das Fahrzeug sollten Prüfprotokolle der Service-Checks vorliegen.
Klar ist, bei einem gebrauchten Elektrofahrzeug, das 50.000 und mehr Kilometer gefahren ist, keine Neuwagen-Werte bei der Batterie zu erwarten sind. Mehr als 20 Prozent sollte die Reichweite nach fünf Jahren aber auf keinen Fall abgenommen haben, eher weniger. Lassen Sie sich die Garantiebedingungen für die Batterie vorlegen und prüfen sie ggf. Ansprüche auf einen Batterietausch, wenn die angezeigte Restreichweite nach Vollladung deutlich vom Ursprungswert abweicht. In der Praxis ist der Rückgang der Reichweite so gering, dass dies im Alltag nicht auffällt.
Die Besonderheiten beim Elektroauto
Elektroautos bremsen viel weniger mit den herkömmlichen mechanischen Bremsen, daher sind diese bei gebrauchten Fahrzeugen genauer zu betrachten. Tipp: Legen Sie beim Fahren am Wahlhebel die Fahrstufe N ein (dies entspricht dem herkömmlichen Leerlauf) und bremsen sie das Fahrzeug ab. In dieser Fahrstufe bremst der Wagen nicht mehr über den Elektromotor, sondern nur über die mechanischen Bremsen. Schlechtes Bremsverhalten oder Geräusche weisen eventuell auf Probleme hin.
Ein Blick unter die Haube lohnt, um die sichtbaren Hochvoltleitungen zu prüfen; diese sind in Orangefarbenen Schutzhüllen verlegt. Beschädigungen, z.B. durch Marderbisse, können teuer werden. Ebenso lohnt ein Blick auf die Reifen; diese weisen bei Elektrofahrzeugen durch das hohe Drehmoment oft einen stärkeren Abrieb auf.
Führen Sie weiterhin eine Funktions- und Sichtkontrolle des/der Ladekabel samt Stecker durch und prüfen sie diese auf Vollständigkeit. Der Nachkauf bei fehlenden oder beschädigten Ladekabeln ist problemlos möglich, auch für ältere Fahrzeuge, ist jedoch mit zusätzlichen Kosten verbunden.
Fazit: Attraktive Angebote
Das Angebot an gebrauchten Elektrofahrzeugen wächst. Es gibt viele attraktive Angebote und sogar das eine und andere Schnäppchen findet sich in der Menge. Dies ist erfreulich, denn trotz Kaufprämie für einen Neuwagen ist und bleibt ein Gebrauchtwagenkauf die umweltfreundlichste und wirtschaftlichste Option – optimale Ressourcennutzung, günstiges Fahrzeug und kaum schlagbar niedrige Unterhaltskosten. Die genannten Fahrzeugtypen sind allesamt alltagstauglich, von hoher Qualität und bieten viel Fahrfreude.
Weitere Informationen sowie einen Musterkaufvertrag für gebrauchte Elektrofahrzeuge finden Sie beim ADAC.