Elektromobilität ist in Deutschland angekommen
#nutzermeinung
Kurz nach dem Jahreswechsel hat das Kraftfahrtbundesamt (KBA) eine erste Bilanz zur Entwicklung Elektromobilität im Bereich der Personenkraftwagen (PKW) in Deutschland für das Jahr 2020 veröffentlicht – und die Zahlen sind geradezu überwältigend und übertreffen viele Prognosen, die Ende 2019 veröffentlicht wurden. Mit 194.000 Elektroautos haben sich die Zulassungen im Vergleich zu 2019 verdreifacht. Alle Fakten in meiner Zusammenfassung:
2020 – Der Durchbruch der Elektromobilität
Alternative Antriebe, dazu zählen batterieelektrische Fahrzeuge, aber auch Plug-in-Hybride sowie PKW mit rein-elektrischem Antrieb mit Brennstoffzelle und Gasantrieb (Auto- und Erd- bzw. Biogas), haben einen Anteil von 25 Prozent aller Neuzulassungen. Dies zeigt klar und deutlich, dass mehr und mehr Verbraucher*innen die Vorteile der neuen Antriebe erkennen, diese nutzen, z.B. in Verbindung mit einer eigenen Photovoltaikanlage, und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten möchten. Es belegt auch eine spürbar beschleunigte Abkehr von fossilen Kraftstoffen (Benzin, Diesel, aber Erdgas und Autogas). Die hohen und attraktiven Förderungen (Umweltbonus, Wallbox 440) sowie die in Kraft getretene und zukünftig steigende CO2-Bepreisung auf fossile Kraftstoffe führen dazu, dass vor allem strombasierte Antriebe stärker in den Fokus der Verbraucher*innen rücken. Hierzu beigetragen hat auch der beschleunigte und sichtbare Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie die wachsende Modellpalette an E-Autos. Erfreulich ist, dass die negativen Berichte zur Elektromobilität offenbar keinen bremsenden Effekt auf die Entwicklung haben.
Bis zu 10 Millionen E-Autos bis 2030
Das Ziel, 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf den Straßen zu haben, wurde zwar verfehlt, jedoch kann bei anhaltendem Wachstum das Ziel von 7 bis 10 Millionen Elektrofahrzeugen in 2030 erreicht werden. Der Anteil an (teil-)elektrisch angetriebenen PKW an den Neuzulassungen betrug im Durchschnitt im Jahr 2020 mehr als 13 Prozent, mit besonders hohen Anteilen in den Bundesländern Berlin, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg. Dies überrascht ein wenig, da doch gerade in Berlin der Ausbau der Ladeinfrastruktur nur schleppend vorangeht. Die großen Stückzahlen an elektrischen CarSharing-Fahrzeugen, die in Berlin unterwegs, hier aber nicht zugelassen sind, unterstreicht dies. Erst kürzlich hat die Senatorin für Umwelt in Berlin, Regine Günther, öffentlich erklärt, dass die Anzahl an Ladestationen in der Hauptstadt schnell erhöht werden muss, um dem Bedarf gerecht zu werden.
Abb: Mit dem Skoda Enyaq iV startet der Volkswagen-Konzern seine markenübergreifende Nutzung der MEB-Plattform für E-Autos
Viele neue Modelle
Erfreulich ist, dass gerade im Bereich der Kleinwagen der Anteil an elektrischen PKW bei fast 30 Prozent liegt. Hier wird es sich vor allem um Modelle wie den VW eUP!, den Skoda CityGo iV und den Seat Mii electric handeln. Ebenfalls im Segment der SUV sind die elektrischen Modelle mit knapp 20 Prozent stark vertreten. Hier sind es vor allem die Modelle von Audi (eTron), Daimler (EQC) und das Model X von Tesla. Bei den Kompaktfahrzeugen zeigen sich die Renault Zoe und der VW eGolf sowie der neue ID.3 stark. Hochattraktive Fahrzeuge wie der VW ID.4 und der Skoda Enyaq kommen 2021 in den Handel und werden das Wachstum beschleunigen.
Bei den Herstellern aller Elektrofahrzeuge steht VW an der Spitze der Zulassungszahlen, ebenfalls können Daimler, Renault, Audi und Tesla mit hohen Zahlen aufweisen. Bemerkenswert ist der auf fast 50 Prozent gestiegene Anteil an Privatzulassungen bei den rein batterieelektrischen Fahrzeugen – ein klarer Beleg für die steigende Akzeptanz dieses Antriebs. Verbraucher*innen meiden mehr und mehr Fahrzeuge, die mit fossilen Kraftstoffen angetrieben werden, sicher auch eine Folge des Dieselskandals, der Fahrverbote und der steigenden Kraftstoffpreise. Sicherheit und Zuverlässigkeit haben für Verbraucher*innen hohe Priorität. Die neu geltenden Rahmenbedingungen für Mieter und Wohnungseigentümer erleichtern den Umstieg. Die Förderung privater Wallboxen tut sein Übriges dazu. Die hohen Zulassungszahlen zeigen sich auch beim Anteil am Gesamtbestand; dieser ist bei den Elektrofahrzeugen inzwischen auf 1,2 Prozent gestiegen.
Wie sind diese Zahlen einzuordnen?
Die Elektromobilität – bezogen auf PKW – ist in Deutschland angekommen und eine feste und wachsende Größe. Getrieben durch hohe Förderungen, wachsende Modellauswahl, bessere Ladeinfrastruktur, aber auch durch die hohen Anforderungen an die Reduzierung der CO2-Emissionen wird sich diese Entwicklung in 2021 und den Jahren fortsetzen und auch beschleunigen. Die Hersteller müssen mehr und mehr emissionsarme und emissionsfreie PKW auf die Straßen bringen; die steigenden Anforderungen sind mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren nicht mehr einzuhalten – dies zeigt sich in der schnell zunehmenden Elektrifizierung in Form von hybriden Antrieben. Fahrzeuge mit reinem verbrennungsmotorischem Antrieb werden schnell „aussterben“ und vom Markt nicht mehr akzeptiert, insbesondere wegen nicht zu kalkulierendem Wiederverkaufswert.
Abb: Schnellladesäule von E.ON an der A7 in Brokenlande
Ladeinfrastruktur ausbauen und steuern
Die Zulassungszahlen üben aber auch Druck auf die bestehende Ladeinfrastruktur aus, mehr und mehr Fahrzeuge müssen sich die Ladeanschlüsse teilen – hier muss von Seiten der Politik nachgesteuert werden, um Ladesäulen schneller errichten zu können.
Insgesamt blicken wir positiv auf das Jahr 2021. Neben den Zulassungszahlen gibt auch die verabschiedete EEG-Novelle Grund zu der Annahme, weil der Ausbau der erneuerbaren Energien nun beschleunigt erfolgen kann. Vor allem Privathaushalte können von den neuen Regelungen profitieren. Wir freuen uns auf viele, viele neue Elektrofahrzeuge in 2021.
In einem kommenden Blog-Beitrag werden wir die Möglichkeiten der Förderung für Elektrofahrzeuge, Wallboxen und Photovoltaikanlagen zusammenfassen, um Ihnen die Entscheidung noch leichter zu machen.