Elektroauto kaufen – worauf sollte ich achten?
#nutzermeinung
Kennen Sie den noch aus der Werbung: „…dann klappt´s auch mit dem Nachbarn“ ? So oder so ähnlich sollte es auch mit dem Einstieg in die stromgetriebene Mobilität sein. Doch wer macht sich schon beim Kauf eines Autos Gedanken ums Tanken, Reichweiten oder lange Strecken? Steht der Kauf oder das Leasing eines Elektroautos oder eines Plug-in-Hybriden an, sieht die Welt ein wenig anders aus – bietet aber auch neue Möglichkeiten.Das erwartet Sie in diesem Beitrag:
Auto oder nicht Auto – Ist das eigene Auto noch zeitgemäß?
Das wirklich Wichtigste im Check – Worauf sollte ich vor dem Kauf unbedingt achten?
Wer die Wahl hat… – Welche Modelle gibt es überhaupt?
Auto oder nicht Auto?
Die Aussage mag in einem Beitrag zur Elektromobilität zunächst verwunden und doch muss sie gestellt werden – heute mehr, denn je. Denn egal, wie oder womit ein Auto angetrieben wird, jedes Fahrzeug verbraucht Rohstoffe, beansprucht (insbesondere in Städten) Platz (auf der Straße und für den Stellplatz) und verursacht laufende Kosten. Experten sind sich einig: Die Verkehrswende, also die bestmögliche Neuorganisation unserer ständig steigenden Mobilitätsbedürfnisse, beruht nicht auf mehr, sondern auf weniger Fahrzeugen. So besitzen schon heute in Großstädten wie Berlin in den Innenstadtbereichen nahezu 50 Prozent der Haushalte kein eigenes Auto (mehr). Die Mobilitätsbedürfnisse werden zu Fuß, mit dem Rad, dem ÖPNV und Sharing-Angebote gedeckt. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, zumindest aber eine Überlegung wert. Vielleicht kann auf das selten genutzte Zweitauto verzichtet werden? Stehen da nicht noch Fahrräder im Keller? Gibt es bei mir CarSharing-Angebote? Und vielleicht geht es dann so aus, wie in der Werbung: „Isch habe gar kein Auto“?
Abb.: elektrisches CarSharing in Berlin (Foto: J. Affeldt)
Das wirklich Wichtigste im Check
Soll es dann doch ein eigenes Fahrzeug sein – und es gibt viele gute Gründe dafür – dann natürlich ein Elektroauto, denn die Zeit der Verbrenner ist abgelaufen. Immer mehr Städte und Staaten in Europa untersagen in den kommenden Jahren die Durchfahrten und die Neuzulassung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, die Abgas- und CO2-Vorgaben werden immer strenger und das elektrische Fahren ist einfach besser. Doch vor dem Kauf gilt es, ein paar Dinge vorab zu klären, damit nach der Auslieferung alles rund läuft.
Die wichtigste aller Fragen ist sicher: Wo lade ich das Fahrzeug? In allen Untersuchungen und Zukunftsperspektiven gibt es dazu eine klare Antwort: Das Laden zuhause und beim Arbeitsgeber ist und bleibt besonders wichtig. Wo auch immer das Auto längere Zeit steht (zuhause nachts und tagsüber bei der Arbeit), kann und sollte es geladen werden können. Und es muss keine Schnelllademöglichkeit sein, denn Autos werden bei uns im Durchschnitt nur 1 bis 1,5 Stunden am Tag bewegt, somit stehen mehr als 20 Stunden Ladezeit zur Verfügung – da reicht auch eine Wallbox mit niedriger Ladeleistung. Oder man teilt sich eine Wallbox mit den Nachbarn. Prüfen Sie also vorab, wo eine Ladung möglich ist – viele beginnen mit dem Laden an einer geprüften Steckdose und installieren die Wallbox später.
Öffentlich zugängliche Ladestationen finden Sie zudem mithilfe vieler Apps (auch der Ihres Fahrstromanbieters, z.B. E.ON Drive) und Online-Verzeichnisse, z.B. goingelectric.de
Abb: Wallboxen zum Laden in gemeinsamen Tiefgaragen (Foto: Dirk Kunde)
Grünstrom muss sein!
Laden Sie zuhause? Dann ist es an der Zeit, den vorhandenen Stromvertrag auszugraben und zu prüfen. Welchen Tarif nutzen Sie? Fließt schon Ökostrom? Gibt es vom aktuellen Versorger spezielle Angebote für Nutzer:innen von Elektroautos oder bietet ein anderer Versorger bessere Konditionen und Förderungen? Klar ist: Wer ein Elektro- oder Plug-in-Hybriden fährt, sollte zertifizierten Ökostrom beziehen, denn nicht alles, was am Markt als Ökostrom verkauft wird, ist Ökostrom.
Besitzen Sie bereits eine eigene Photovoltaikanlage? Prima. Dann fragen Sie doch mal Ihren Installateur, wie Sie den selbst erzeugten Strom für das Auto nutzen können.
It´s all about Reichweite – oder nicht?
Klar: Strom kann man auf absehbare Zeit nicht so schnell „tanken“ wie Benzin oder Diesel. So richtig zum Tragen kommt das aber meist nur bei längeren Touren, z.B. in den Urlaub. Im Alltag fahren wir alle im Durchschnitt kaum 40 km am Tag – eine Distanz, die selbst ältere Elektrofahrzeuge und aktuelle Plug-in-Hybride spielend bewältigen, natürlich auch im Winter, wenn geheizt werden muss, oder im Hochsommer mit Klimaanlage. Führen Sie doch einfach mal für zwei bis vier Wochen ein Mobilitätstagebuch – dafür gibt´s auch Apps. Oft stellt sich heraus, dass wir zwar oft unterwegs sind (Arbeit, Einkauf, Freizeit, Kinder …), aber nicht wirklich weite Strecken zurücklegen. Wer schon längere Zeit elektrisch unterwegs ist, kann sich über die Reichweitenangst vieler Mitmenschen nur wundern, denn aktuelle Elektroautos erreichen mit einer Akkuladung 200 bis 300 km, Plug-in-Hybride immerhin 30 bis 50 km.
Und im Urlaub? Genauso wenig, wie man mit der Familie und Gepäck in einem Smart von Berlin nach Paris fährt, so sollte man auch das eigene Elektroauto bestimmungsgemäß benutzen, um keine negativen Erfahrungen machen zu müssen. Für richtig lange Strecken gibt es viele Möglichkeiten: den Fernbus, die Bahn oder die Anmietung eines langstreckentaugliche Elektroautos. Eventuell kommt auch mal der Verbrennungsmotor im Hybriden zum Einsatz? Wenn sie sonst elektrisch fahren, ist das ok. Vielleicht überlegen wir uns aber auch alle einmal, ob Fernreisen überhaupt noch zeitgemäß sind …
Abb: Elektrisch unterwegs mit einem Hyundai Kona (Foto: Dirk Kunde)
Wer die Wahl hat… hat´s gut!
Was darf, was muss, was kann es denn werden? Familienkutsche oder flotter Flitzer? Luxus-SUV oder Öko-Vehikel? Die Auswahl an Elektrofahrzeugen, d.h. reinen Elektroautos und Plug-in-Hybriden, wird Monat für Monat größer – da fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Eine Liste aller aktuelle förderfähigen Fahrzeuge und Modelle gibt es bei der BAFA.
Ihr Lieblingshersteller oder das Lieblingsmodell ist (noch) nicht dabei? Hier ein wichtiger Tipp: Scheuklappen absetzen und auch mal in ein Autohaus gehen, dass Sie sonst nie betreten haben. Lassen Sie sich inspirieren und testen Sie verschiedene Modelle. Mieten Sie ggf. auch mal ein Elektroauto und prüfen im Alltag, ob es passt, oder nutzen elektrisches CarSharing, um das Gefühl für elektrisches Fahren zu bekommen. Sprechen Sie doch mal jemanden an, den Sie an einer Ladestation antreffen. Welche Erfahrungen hat sie/hat er gemacht?
Aber Vorsicht: einmal elektrisch – immer elektrisch!
Und für alle, die es noch genauer wissen wollen, verlinken wir detaillierte Ratgeber und Checklisten: