Elektroauto kaufen – worauf sollte ich achten?

19.04.2021

#nutzermeinung

Kennen Sie den noch aus der Werbung: „…dann klappt´s auch mit dem Nachbarn“ ? So oder so ähnlich sollte es auch mit dem Einstieg in die stromgetriebene Mobilität sein. Doch wer macht sich schon beim Kauf eines Autos Gedanken ums Tanken, Reichweiten oder lange Strecken? Steht der Kauf oder das Leasing eines Elektroautos oder eines Plug-in-Hybriden an, sieht die Welt ein wenig anders aus – bietet aber auch neue Möglichkeiten. 


Das erwartet Sie in diesem Beitrag:

Auto oder nicht Auto – Ist das eigene Auto noch zeitgemäß?

Das wirklich Wichtigste im Check  – Worauf sollte ich vor dem Kauf unbedingt achten? 

Wer die Wahl hat… – Welche Modelle gibt es überhaupt?

 

Auto oder nicht Auto?

Die Aussage mag in einem Beitrag zur Elektromobilität zunächst verwunden und doch muss sie gestellt werden – heute mehr, denn je. Denn egal, wie oder womit ein Auto angetrieben wird, jedes Fahrzeug verbraucht Rohstoffe, beansprucht (insbesondere in Städten) Platz (auf der Straße und für den Stellplatz) und verursacht laufende Kosten. Experten sind sich einig: Die Verkehrswende, also die bestmögliche Neuorganisation unserer ständig steigenden Mobilitätsbedürfnisse, beruht nicht auf mehr, sondern auf weniger Fahrzeugen. So besitzen schon heute in Großstädten wie Berlin in den Innenstadtbereichen nahezu 50 Prozent der Haushalte kein eigenes Auto (mehr). Die Mobilitätsbedürfnisse werden zu Fuß, mit dem Rad, dem ÖPNV und Sharing-Angebote gedeckt. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, zumindest aber eine Überlegung wert. Vielleicht kann auf das selten genutzte Zweitauto verzichtet werden? Stehen da nicht noch Fahrräder im Keller? Gibt es bei mir CarSharing-Angebote? Und vielleicht geht es dann so aus, wie in der Werbung: „Isch habe gar kein Auto“?



Abb.: elektrisches CarSharing in Berlin (Foto: J. Affeldt)


Das wirklich Wichtigste im Check

Soll es dann doch ein eigenes Fahrzeug sein – und es gibt viele gute Gründe dafür – dann natürlich ein Elektroauto, denn die Zeit der Verbrenner ist abgelaufen. Immer mehr Städte und Staaten in Europa untersagen in den kommenden Jahren die Durchfahrten und die Neuzulassung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, die Abgas- und CO2-Vorgaben werden immer strenger und das elektrische Fahren ist einfach besser. Doch vor dem Kauf gilt es, ein paar Dinge vorab zu klären, damit nach der Auslieferung alles rund läuft.

Die wichtigste aller Fragen ist sicher: Wo lade ich das Fahrzeug? In allen Untersuchungen und Zukunftsperspektiven gibt es dazu eine klare Antwort: Das Laden zuhause und beim Arbeitsgeber ist und bleibt besonders wichtig. Wo auch immer das Auto längere Zeit steht (zuhause nachts und tagsüber bei der Arbeit), kann und sollte es geladen werden können. Und es muss keine Schnelllademöglichkeit sein, denn Autos werden bei uns im Durchschnitt nur 1 bis 1,5 Stunden am Tag bewegt, somit stehen mehr als 20 Stunden Ladezeit zur Verfügung – da reicht auch eine Wallbox mit niedriger Ladeleistung. Oder man teilt sich eine Wallbox mit den Nachbarn. Prüfen Sie also vorab, wo eine Ladung möglich ist – viele beginnen mit dem Laden an einer geprüften Steckdose und installieren die Wallbox später.

Öffentlich zugängliche Ladestationen finden Sie zudem mithilfe vieler Apps (auch der Ihres Fahrstromanbieters, z.B. E.ON Drive) und Online-Verzeichnisse, z.B. goingelectric.de


 Abb: Wallboxen zum Laden in gemeinsamen Tiefgaragen (Foto: Dirk Kunde)


Grünstrom muss sein!

Laden Sie zuhause? Dann ist es an der Zeit, den vorhandenen Stromvertrag auszugraben und zu prüfen. Welchen Tarif nutzen Sie? Fließt schon Ökostrom? Gibt es vom aktuellen Versorger spezielle Angebote für Nutzer:innen von Elektroautos oder bietet ein anderer Versorger bessere Konditionen und Förderungen? Klar ist: Wer ein Elektro- oder Plug-in-Hybriden fährt, sollte zertifizierten Ökostrom beziehen, denn nicht alles, was am Markt als Ökostrom verkauft wird, ist Ökostrom. 

Besitzen Sie bereits eine eigene Photovoltaikanlage? Prima. Dann fragen Sie doch mal Ihren Installateur, wie Sie den selbst erzeugten Strom für das Auto nutzen können.


It´s all about Reichweite – oder nicht?

Klar: Strom kann man auf absehbare Zeit nicht so schnell „tanken“ wie Benzin oder Diesel. So richtig zum Tragen kommt das aber meist nur bei längeren Touren, z.B. in den Urlaub. Im Alltag fahren wir alle im Durchschnitt kaum 40 km am Tag – eine Distanz, die selbst ältere Elektrofahrzeuge und aktuelle Plug-in-Hybride spielend bewältigen, natürlich auch im Winter, wenn geheizt werden muss, oder im Hochsommer mit Klimaanlage. Führen Sie doch einfach mal für zwei bis vier Wochen ein Mobilitätstagebuch – dafür gibt´s auch Apps. Oft stellt sich heraus, dass wir zwar oft unterwegs sind (Arbeit, Einkauf, Freizeit, Kinder …), aber nicht wirklich weite Strecken zurücklegen. Wer schon längere Zeit elektrisch unterwegs ist, kann sich über die Reichweitenangst vieler Mitmenschen nur wundern, denn aktuelle Elektroautos erreichen mit einer Akkuladung 200 bis 300 km, Plug-in-Hybride immerhin 30 bis 50 km. 

Und im Urlaub? Genauso wenig, wie man mit der Familie und Gepäck in einem Smart von Berlin nach Paris fährt, so sollte man auch das eigene Elektroauto bestimmungsgemäß benutzen, um keine negativen Erfahrungen machen zu müssen. Für richtig lange Strecken gibt es viele Möglichkeiten: den Fernbus, die Bahn oder die Anmietung eines langstreckentaugliche Elektroautos. Eventuell kommt auch mal der Verbrennungsmotor im Hybriden zum Einsatz? Wenn sie sonst elektrisch fahren, ist das ok. Vielleicht überlegen wir uns aber auch alle einmal, ob Fernreisen überhaupt noch zeitgemäß sind …



Abb: Elektrisch unterwegs mit einem Hyundai Kona (Foto: Dirk Kunde)


Wer die Wahl hat… hat´s gut!

Was darf, was muss, was kann es denn werden? Familienkutsche oder flotter Flitzer? Luxus-SUV oder Öko-Vehikel? Die Auswahl an Elektrofahrzeugen, d.h. reinen Elektroautos und Plug-in-Hybriden, wird Monat für Monat größer – da fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Eine Liste aller aktuelle förderfähigen Fahrzeuge und Modelle gibt es bei der BAFA

Ihr Lieblingshersteller oder das Lieblingsmodell ist (noch) nicht dabei? Hier ein wichtiger Tipp: Scheuklappen absetzen und auch mal in ein Autohaus gehen, dass Sie sonst nie betreten haben. Lassen Sie sich inspirieren und testen Sie verschiedene Modelle. Mieten Sie ggf. auch mal ein Elektroauto und prüfen im Alltag, ob es passt, oder nutzen elektrisches CarSharing, um das Gefühl für elektrisches Fahren zu bekommen. Sprechen Sie doch mal jemanden an, den Sie an einer Ladestation antreffen. Welche Erfahrungen hat sie/hat er gemacht? 

Aber Vorsicht: einmal elektrisch – immer elektrisch!

Und für alle, die es noch genauer wissen wollen, verlinken wir detaillierte Ratgeber und Checklisten:



Dieser Blogartikel spiegelt die Meinung eines unabhängigen Community-Mitglieds wieder. Er beinhaltet keine offizielle E.ON Position oder Meinung.

6 Kommentare
2021-04-19T20:34:26Z
Montag, 19.04.2021 um 22:34 Uhr
Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Beitrag. Hat mir viele Fragen beantwortet.

Dennoch habe ich noch eine da ich mich schon sehr für ein E-Auto interessiere.
Ich wohne zur Miete ohne Garage aber neu mir auf Arbeit gibt es viele Parkplätze. Wie überzeuge ich meinen Arbeitgeber am besten mit dort das aufladen meines Autos zu ermöglichen?
2021-05-11T10:51:47Z
Dienstag, 11.05.2021 um 12:51 Uhr
Sie schreiben “Vielleicht überlegen wir uns aber auch alle einmal, ob Fernreisen überhaupt noch zeitgemäß sind …” als Argument dafür, dass sich Elektroautos lohnen würden, auch wenn man damit keine weiten Strecken fahren kann. Also läuft es am Ende doch auf Verzicht hinaus?
2021-05-11T11:47:11Z
Dienstag, 11.05.2021 um 13:47 Uhr
Konrad0101:
Sie schreiben “Vielleicht überlegen wir uns aber auch alle einmal, ob Fernreisen überhaupt noch zeitgemäß sind …” als Argument dafür, dass sich Elektroautos lohnen würden, auch wenn man damit keine weiten Strecken fahren kann. Also läuft es am Ende doch auf Verzicht hinaus?

Es läuft am Ende eher darauf hinaus sich weiterzuentwickeln und nicht den Status Quo auf biegen Fundbrechen erhalten zu wollen.

Wenn man bspw der Corona Krise etwas gutes abgewinnen wollte, dann jenes das sie uns deutlich machte wie produktiv wir auch ohne physische Anwesenheit an diesem oder jenem Ort sein können.

Wir leben in einer Zeit des Umruchs und während es in den 70ern noch das Gefühl von Freiheit war mit dem Käfer sonder Nordsee in die Alpen zu fahren, sollte man sich vielleicht auch mal fragen ob das überhaupt zielführend ist im Sinne eines Urlaubs. Beginnt die entsoannuzng doch bereits bei Abfahrt wenn man nicht gehetzt versucht den Zielort auf Verderb und Gedeih in möglichst kurzer Zeit zu erreichen.

Es ginge bspw. auch eine Bahnfahrt. Die kommenden Generationen würden das sicher bevorzugen.

Ist das dann aber automatisch Verzicht wenn man seinen Urlaubsort einfach mit einem anderen Verkehrsmittel erreicht?

2021-05-11T12:20:29Z
Dienstag, 11.05.2021 um 14:20 Uhr
Hallo!


Ich möchte mich unserem Experten Steve - ich darf doch Steve sagen? - voll und ganz anschließen. Die Frage ist nämlich nicht, ob der "Verzicht" eine Fernreise (dazu zähle ich alles über 800km) ein Verzicht ist, sondern welche Sicht man darauf hat. Betrachtet man die "Fernreise" als etwas Normales, dann könnte man den Eindruck gewinnen, auf etwas zu verzichten, was vlt die Nachbarn dreimal im Jahr machen, z.B. die Flugreise nach Malle oder in dem DomRep. Betrachte ich solche Reisen als etwas Außergewöhnliches, was ich sowieso nie mache, vlt weil ich es mir nicht leisten kann oder will, oder habe ich erkannt, das so etwas ökologischer Irrsinn ist, der genau das zur Folge hat, was wir ja jetzt erleben (die KlimaKRISE), dann ist es kein Verzicht, sondern vlt eine Art Bestätigung meiner Sichtweise und vor allem mein Beitrag, den kommenden Generationen (ich habe 2 Kinder) eine Welt zu hinterlassen, die mind. so lebenswert ist, wie die, in der ich groß und alt werden durfte.

Ich verweise nur mal an die Urteilsbegründung des Bundesverfassungsgerichtes, sinngemäß: Wir haben nicht das Recht, auf Kosten der kommenden Generationen zu leben.

Man kann das auch als Gewinn bezeichnen.  

2021-06-11T11:16:05Z
Freitag, 11.06.2021 um 13:16 Uhr
Ich bin Mieter in einer Großstadt. Wo soll ich eine Wallbox anbringen? Etwa an der Straße? Und wenn ich einen festen Stellplatz miete, ist es da erlaubt, so etwas anzubringen?
2021-06-11T12:22:44Z
Freitag, 11.06.2021 um 14:22 Uhr
*Lumer*:
Ich bin Mieter in einer Großstadt. Wo soll ich eine Wallbox anbringen? Etwa an der Straße? Und wenn ich einen festen Stellplatz miete, ist es da erlaubt, so etwas anzubringen?

Das man auch als Mieter ohne eigene Wallbox zurecht kommen kann habe ich bereits hier in einem Blogbeitrag beschrieben. https://www.eon.de/frag-eon/themen/e-mobility/article/ohne-eigenen-stellplatz-ein-elektroauto-laden/

Darüber hinaus hat der Gesetzgeber im vergangenen Jahr mit der WEG Reform die Grundlage für Mieter und Eigentümer in Eigentümergemeinschaften gesetzt.
Diese gibt dir das Recht eine Ladeeinrichtung installieren zu lassen.
Alles aber immer mit Rücksprache mit dem Vermieter oder der Eigentümergemeinschaft welche über Art und Umfang der Installation mitentscheiden können.
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