Dennoch auf ein E-Auto umsteigen
#nutzermeinung
Steigende Betriebskosten, gesunkener Umweltbonus. Aktuell könnte man meinen, der Umstieg auf ein E-Auto lohne sich nicht. Doch sprechen noch immer viele Gründe für ein Elektroauto.
Wer morgens als Fußgänger oder Radfahrer in der ersten Reihe an der Kreuzung steht und beim Anfahren der Autos mit Verbrennungsmotor überholt wird, weiß, was er oder sie zukünftig nicht vermissen wird. Das gilt insbesondere in der kalten Jahreszeit, in der Abgaswolken nicht nur gut sichtbar sind, sondern vor allem schlecht riechen. Die gesundheitlichen Auswirkungen lassen wir mal komplett beiseite.
Treibstoff selber produzieren
Beim abgasfreien Fahren hat man nicht nur ein gutes Gewissen, auch andere profitieren im direkten Umfeld von diesem Vorteil. Die abgasfreie Elektromobilität sorgt in dicht besiedelten Ballungsräumen für spürbare Verbesserungen. Nun werden Kritiker einwenden: Die Abgase für die Stromproduktion entstehen nur woanders. Ja, stimmt zum Teil. Wir sind uns einig: Langfristig sollen alle E-Autos ausschließlich mit Energie aus erneuerbaren Quellen geladen werden. Die Anbieter öffentlicher Ladesäule garantieren das bereits und für Heimlader stehen ausreichend passende Öko-Stromtarife zur Auswahl. In Deutschland entsteht bereits knapp unter der Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen. tendenz steigend. Wo wir aktuell stehen, zeigen die Energy Charts des Fraunhofer Instituts sehr gut. Einige E-Autofahrer mit Eigenheim haben bereits Photovoltaik-Zellen auf dem Dach. Damit erzeugt man seinen eigenen Treibstoff. Welcher Besitzer eines Benzin- oder Diesel-Autos kann das von sich behaupten?
Das E-Auto als Energiespeicher
Bidirektionalität ist ein wichtiges Schlagwort. Der Begriff besagt, dass Energie in beide Richtungen fließt. Strom geht also ins Auto aber auch wieder hinaus. Zum einen ist es praktisch: Beim Camping, dem Ausflug in den Wald oder im abgelegenen Ferienhaus kann man mit der Energie aus dem E-Auto elektrische Geräte betreiben. Entweder gibt es einen Adapter für den Ladeanschluss oder direkt eine Schukosteckdose am oder im Auto. Manche Modelle bieten sogar die Option, Energie an andere E-Autos abzugeben, falls es beim anderen für den Heimweg knapp wird.
Der Energiespeicher im Boden des Fahrzeugs dürften sich zu einem wichtigen Baustein der Energiewende entwickeln. Die Sonne scheint nicht immer dann, wenn man ihre Energie benötigt. Gleiches gilt für Wind. Das Stromnetz kann nur so viel Energie aufnehmen wie gleichzeitig entnommen wird. Es muss stets im Gleichgewicht sein. Entsteht tagsüber zu viel Energie, nehmen die Batterien der E-Autos sie auf – egal ob sie beim Arbeitgeber oder in der heimischen Garage. Am Ende des Tages verbindet man sein E-Auto mit der Wallbox. Darüber gibt das Fahrzeug Energie ans Haus ab. Nach Sonnenuntergang kann man Fernseher, Herd, Waschmaschine und Licht mit Strom aus dem E-Auto betreiben. Keine Sorge, für die Fahrt ins Büro am nächsten Morgen bleibt noch ausreichende Energie im Auto. Bei einer Hand voll E-Autos mag diese Funktion kaum eine Rolle spielen, doch sobald Millionen E-Autos auf den Straßen sind, erhalten wir einen rollenden Energiespeicher, dessen Größe beeindruckend ist.
Endlich Ruhe
Das E-Auto riecht nicht nur weniger, man hört es auch kaum. Im Winter läuft kein Motor warm, während man die Scheiben vom Eis befreit. Letzteres erledigt man vom Küchentisch aus über die dazugehörige App. Da werden alle Scheiben und die Rückspiegel von Eis und Schnee befreit. So lange das E-Auto noch an der Wallbox angeschlossen ist, kostet das Auftauen keine Reichweite. Falls morgens die Nachbarschaft noch schläft, werden sie das ruhige Anfahren eines E-Autos zu schätzen wissen. Selbst ein Kavaliersstart ist damit lautlos möglich. Und auch im Inneren ist es ruhiger. Bei schneller Fahrt hört man nur Roll- und Windgeräusche. Damit beim langsamen Fahren (unter 30 km/h) niemand das E-Auto übersieht, erzeugen sie einen Ton (AVAS), der Menschen warnt, falls diese, ohne zu schauen auf die Fahrbahn laufen.
Für Gagdet-Fans
Das gilt nicht exklusiv für E-Autos, aber insbesondere hier verbauen die Hersteller die neuesten technischen Spielereien, die Herzen von Gadget-Fans höher schlagen lassen. Konnektivität ist ein Beispiel. Die meisten E-Autos verfügen über eine eigene SIM-Karte und sind so dauerhaft mit dem Internet verbunden. Verkehrsdaten in Echtzeit, Lieblingsmusik per Stream als auch Lieblingsserien in der Ladepause gehören zum Angebot. Über diese Verbindung werden auch Updates der Fahrzeugsoftware eingespielt. Bisherige Autos verlieren ab dem Verkaufszeitpunkt an Wert. E-Autos halten im besten Fall ihren Wert, da über Updates neue Funktionen hinzukommen.
Die App zum Fahrzeug ist fast schon fast Standard. So kann man beim ersten Kaffee am Morgen per Smartphone überprüfen, ob der Akku vollgeladen ist. Die Routen zu den Zielen für den Tag plant man ebenfalls zuhause und sendet sei ans Auto. Falls man keinen eigenen Stellplatz besitzt, verrät die App auch, wo man gestern sein Fahrzeug abgestellt hat. Im Fahrzeug begeistern Assistenzsysteme Technik-Fans und Menschen, die es gern bequem haben. Einparkhilfen sind in der Stadt praktisch. Der Abstandstempomat mit Spurhalteassistent sorgt für entspannte Autobahnfahrten.
Seit Jahresbeginn ist der Umweltbonus gesunken und der Topf der Fördergelder ist gedeckelt. Ab Herbst 2023 erhalten nur noch private Halter eine finanzielle Unterstützung vom Staat für eine E-Auto. Die Preisdifferenz zwischen E-Auto und vergleichbarem Modell mit Verbrennungsmotoren wird noch eine Weile bestehen bleiben. Doch in meinen Augen wiegen die vielen E-Auto-Vorteile das auf jeden Fall auf.