An diese neuen Markennamen sollten wir uns gewöhnen

18.10.2022

In Europa ist Autoherstellung ein altehrwürdiges Geschäft. Das Auto mit Verbrennungsmotor wurde hierzulande erfunden. Bertha Benz fuhr 1888 mit dem Patent-Motorwagen die erste längere Strecke und "tankte" an einer Apotheke in Wiesloch. Klassische Tankstellen gab es noch nicht.

 

In den USA wurde 1903 Ford gegründet, um zehn Jahre später mit dem Fließband die Autoherstellung zu revolutionieren. Audi entstand 1909 in Zwickau. Die großen Automarken entstanden fast ausnahmslos im vergangenen Jahrhundert. Neues ist seitdem in Europa nicht hinzugekommen. Das wird mit der Elektromobilität wieder spannender, es entstehen neue Marken. An den Namen Tesla haben wir uns bereits gewöhnt, doch aus Nordamerika folgen weitere Neugründungen. Beispielsweise werden Rivian und Lucid ihre elektrischen SUV und Luxuslimousinen bald in Europa anbieten.




Lucid Air

 

Bis zu 90.000 Autos kommen aus China

Doch eine deutlich höhere Zahl an Neugründungen kommt aus dem fernen Osten. China sieht die Elektromobilität als Sprungbrett für die Mobilität von Morgen. In dem großen Land entstehen hunderte neuer Automarken. Von einigen werden wir niemals hören, einige mussten bereits wieder aufgeben (beispielsweise Byton). Doch an etliche Namen dürfen wir uns gewöhnen. Der Berliner Automobil-Analyst Matthias Schmidt schätzt mit Blick auf die Marktzahlen, dass in diesem Jahr 80.000 bis 90.000 E-Autos chinesischer Marken in Europa verkauft werden. Bereits 33.000 Stück entfallen in den ersten sieben Monaten des Jahres auf die beiden Marken MG und Polestar. Hinzu kommen Hersteller aus anderen Regionen der Erde, die inzwischen ihre E-Autos in China fertigen. Dazu gehören z.T. die Model Y und 3 von Tesla, der Dacia Spring als auch der iX3 von BMW.



Polestar 2

 

Einer der ganzen wenigen Kombis

Bei Polestar dürften einige an Volvo denken. Schließlich war es mal die Performance-Marke der Schweden und Polestar hat seine Zentrale in Göteborg. Doch Volvo gehört heute zum chinesischen Hersteller Geely. So wird der Polestar 2 in China produziert. Auch bei MG denken sicher viele Autofans an britische Sportwagen. Doch inzwischen gehört MG zu einem der größten Autohersteller Chinas: SAIC. Die Shanghai Automotive Industry Corporation setzt bei MG auf E-Autos. In Deutschland werden bereits mit dem MG ZS und MG 4 zwei SUV angeboten. Mit dem MG 5 hat der Hersteller einen der ganz wenigen Kombi-Modellen mit batterieelektrischem Antrieb auf dem Markt.


Innovation: leere Batterie wechseln

Noch mögen Aiways und BYD, Nio und Ora fremd für unsere Ohren klingen, doch das wird sich schnell ändern. Der Hersteller Aiways verkauft hierzulande bereits seinen elektrischen SUV U5 über die Elektronikhandelskette Euronics. In Kürze folgt die etwas sportlichere Coupé-Version U6. Das Erstaunliche daran: Das Unternehmen aus Shanghai wurde erst von fünf Jahren gegründet. Das Tempo dieser Hersteller ist beeindruckend. Neben ihrem Heimatmarkt haben sie direkt im Europa im Blick. So ist Nio bereits in Norwegen aktiv, der Deutschlandstart mit eigenen Läden und der elektrischen Limousine ET7 erfolgt im Herbst 2022. Das Besondere: Die Marke, deren Name für "Der blaue Himmel kommt" steht, setzt neben klassischem Laden per Kabel auf Batteriewechsel. Dabei rollt der Wagen automatisch in die Wechselstation, die eine Größe von rund drei Überseecontainern hat. Innerhalb von vier Minuten wird automatisch die leere Batterie aus dem Fahrzeugboden entnommen und durch eine volle Batterie ersetzt. Kein anderer Ladevorgang geht schneller. Nio bringt seine Wechselstationen auch nach Deutschland.



Nio Wechselstation in Berlin: In fünf Minuten eine volle Batterie

 

Bau Deine Träume

Ein weiterer Neuzugang ist BYD, dessen Name für Build your Dreams steht. In Norwegen ist BYD bereits vertreten. Dort wird der E-SUV Tang verkauft. Laut Webseite bietet die Allrad-Version 400 km (WLTP) Reichweite und beschleunigt in 4,6 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Laut eigenen Angaben war BYD sechs Jahre in Folge (2014 – 2019) führende Anbieter von “New Energy Vehicles” in China. Darunter verstehen die Chinesen batterieelektrische Autos als auch Plug-in-Hybride. Die Produktion Verbrennungsmotoren hat das 1995 gegründete Unternehmen schon aufgegeben. Im ersten Halbjahr 2022 lag der Absatz bei 641.350 Fahrzeugen (plus 300 Prozent). Damit brachte der chinesische Hersteller in den ersten sechs Monaten des Jahres mehr E-Autos in den globalen Markt als Branchenprimus Tesla (564.000).


BYD Atto 3

Auch hinter den noch sehr unbekannten Marken Wey und Ora steht ein großer Name: Great Wall Motors. Die 1984 gegründete Marke ist neben SAIC einer der größten Autohersteller in China. Ende 2022 bringt das Unternehmen mit Ora Cat, einen elektrischen Kleinwagen auf den deutschen Markt. Hier ist die Auswahl an Modellen noch recht übersichtlich. Mit den vielen neuen Namen wird das Angebot an E-Autos größer. Die Verbraucher dürften hierzulande von den neuen Impulsen profitieren.

1 Kommentar
2022-10-19T11:44:59Z
Mittwoch, 19.10.2022 um 13:44 Uhr
Besonders spannend finde ich die eher kostengünstigen Fahrzeuge, die heute schon in China hergestellt und angeboten werden - das Angebot kostengünstiger Fahrzeuge in Europa ist viel zu gering, damit wird Elektromobilität für viele deutlich erschwert. Einfache Fahrzeuge (kleinere Batterien, weniger Schnick-Schnack) sind für ganz viele Menschen sicher völlig ausreichend. Hier - das ist meine Prognose - insb. die dt. Hersteller gnadenlos an China verlieren.
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