Rund sechs Kilometer südwestlich des Abu Dhabi Internetional Airport entsteht seit 2008 eine Ökostadt der Superlative: Masdar City soll auf einer Fläche von sechs Quadratkilometern Platz zum Leben, Forschen und Arbeiten bieten. Das Ziel des gigantischen Projekts: eine nachhaltige Stadt, die auf erneuerbare Energien setzt und dabei so wenig Müll, Qualm und CO2 wie möglich produziert. Den Strom bezieht die Stadt – „Masdar“ bedeutet auf Deutsch: „Quelle“ oder „Ursprung“ – aus Wind- und Solarkraft. Ein gigantischer Solarpark mit einer Produktionskapazität von 17.500 Megawattstunden versorgt die Stadt mit Strom. Ergänzt wird er von einem Kranz aus Windkraftanlagen rund um die Stadt. 15.000 Tonnen CO2 können allein mithilfe dieser Technologie eingespart werden, sagt der „City Director“ der Stadt, Anthony Mallows. „Um die Erderwärmung in den Griff zu bekommen, müssen wir lernen, CO2 freie Städte zu entwickeln. Masdar City kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten.“ Zumindest – das sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben – die Teile Masdars, die bislang fertig gestellt sind. Masdar ist noch immer eine große Baustelle inmitten der Wüste – mit einem funktionierenden Nukleus allerdings. 176.000 Quadratmeter Fläche sind gegenwärtig bebaut, weitere 740.000 Quadratmeter sollen in den kommenden fünf Jahren fertig gestellt sein, teilt die Stadtverwaltung mit.
Gegenentwurf zu gigantischen Luxus-Türmen
Um den Energiebedarf in Masdar City möglichst gering zu halten, orientieren sich die Planungsteams rund um den britischen Architekten Norman Foster auch am Vorbild traditioneller arabischer Siedlungen. Und liefern damit nebenbei einen architektonisch hoch spannenden Gegenentwurf zu den gigantisch hohen Luxus-Türmen, die das Stadtbild arabischer Metropolen ansonsten prägen. „Die Wände der Häuser in Masdar sind nach oben hin schräg gebaut, damit sie mehr Schatten spenden“, sagt Susanne Bürger. Auch die Balkone, die um 45 Grad versetz sind und den Häusern den Anschein gigantischer Tannenzapfen verleihen, sorgen für zusätzlichen Schatten – die Temperatur in Masdar City liegt etwa zehn Grad unter der in Abu Dhabi. Klimaanlagen werden dadurch zwar nicht überflüssig, ihr Einsatz kann aber deutlich reduziert werden. Enge Gassen, schattenspendende Architektur, niedrige Häuser und Stadtmauern sollen den heißen Wind aus Masdar City halten.